Nach seinem Besuch bei der Viennale ist Oscarpreisträger Christoph Waltz (61) auch Stargast des Filmfests in Rom, dessen zwölfte Ausgabe am Donnerstagabend eröffnet wurde. 14 Weltpremieren werden bei dem bis 5. November laufenden Festival gezeigt, teilten die Organisatoren mit.

"Ich hasse Selfies und soziale Netzwerke", sagte Waltz unverblümt seinen Fans, die ihn um ein Foto baten und denen er in der italienischen Hauptstadt über eine halbe Stunde lang Autogramme gab. Im Gespräch mit den Zuschauern erzählte der Schauspieler über seine Anfänge. "Als 20-Jähriger liebte ich Marlon Brando, jetzt mag ich ihn nicht mehr besonders", berichtete Waltz.

Seit seiner Zusammenarbeit mit Quentin Tarantino und den beiden Oscars für "Inglourious Basterds" sowie "Django Unchained" ist Waltz ein Weltstar. Das sei die eine Sache, die andere, ein Schauspieler zu sein, sprach Waltz von zwei verschiedenen Jobs. Improvisation sei bei der Arbeit mit dem US-Kultregisseur Tarantino jedenfalls keine Option. "Alles geschieht in seinem Kopf. Er ist immer einen Schritt vor allen anderen. Jeder Buchstabe des Drehbuchs stammt von ihm", sagte Waltz.

39 Produktionen aus 31 Ländern werden in den nächsten Tagen in den Sälen des von Renzo Piano entworfenen Musikauditoriums präsentiert. Österreich ist mit dem Kostümdrama "Licht" von Barbara Albert ("Nordrand") vertreten, das im September seine Weltpremiere beim Toronto Filmfestival gefeiert hatte. Den Auftakt des römischen Filmfests machte am Donnerstagabend "Hostiles" von Scott Cooper mit Christian Bale und Rosamund Pike in den Hauptrollen. Das Filmfest wurde vom italienischen Präsidenten Sergio Mattarella eröffnet.

14 Filme werden um den Goldenen Marc-Aurel-Preis rittern. Gezeigt werden auch "Detroit"von Kathryn Bigelow und Steven Soderberghs "Logan Lucky" mit Daniel Craig, Katie Holmes und Hilary Swank im Cast. Ausschlaggebend ist die Meinung des Publikums, denn der Marc-Aurel-Preis für den besten Film wird nicht von einer Jury verliehen: Die Zuschauer sollen nach jedem Kinobesuch eine Wertung abgeben. Daraus wird der beste Streifen des Festivals hervorgehen. Unter der künstlerischen Leitung des Italieners Antonio Monda will das Festival einerseits auf Qualität setzen, andererseits aber seinen Charakter als großes "Kinofest" hervorheben und wie bereits in den vergangenen Jahren Besuchermassen anlocken.

Monica Bellucci erhält den Preis zu Ehren der verstorbenen Schauspielerin Virna Lisi. Die Auszeichnung wird Bellucci vom Regisseur Giuseppe Tornatore überreicht, mit dem die Schauspielerin den Film "Malena" gedreht hatte. Sky präsentiert die deutsche TV-Serie "Babylon Berlin", erwartet wird auch der Dokumentarfilm "Spielberg", der dem US-Regisseur gewidmet ist.

Die Fakten zum Filmfest

3,4 Millionen Euro kostet die Veranstaltung, die im vergangenen Jahr ein Besucherplus von 18 Prozent gemeldet hatte. Der Erfolg des Filmfests in den jüngsten Jahren ist vor allem Direktor Antonio Monda zu verdanken, der für weitere drei Jahre bis 2020 im Amt bestätigt wurde. Der Schriftsteller und Universitätsprofessor ist seit 2015 künstlerischer Leiter des Filmfests. "In den nächsten drei Jahren wollen wir weitere Neuigkeiten einführen, ohne dass die Veranstaltung ihre Identität verliert", so Monda. "Das Filmfest ist ein großes Event, mit dem wir den italienischen und internationalen Film in der wunderbaren Stadt Rom feiern wollen", fügte die Präsidentin des Filmfests, Piera Detassis, hinzu.

Das Filmfest in Rom wird seit 2005 veranstaltet und von der Stiftung "Cinema per Roma" mit der finanziellen Unterstützung der Gemeinde Rom, der Region Latium und des Instituts Luce Cinecitta organisiert. Die Organisatoren des Filmfestivals von Venedig hatten immer wieder wegen der Konkurrenz der neuen Veranstaltung in der Ewigen Stadt geklagt.