Während die Filmfestspiele von Venedig noch im Gange sind, wurde somit gestern Abend das wichtigste Festival Nordamerikas mit der Weltpremiere jenes Tennisdramas eingeläutet, das von der epischen Rivalität zwischen der schwedischen Tennislegende Björn Borg (Sverrir Gudnason, 38) und seinem größten Gegner, dem New Yorker John McEnroe erzählt. Ein großer Teil des Films ist dabei dem legendären Wimbledon-Finale von 1980 gewidmet.

LaBeouf, der vergangenen Juli gezwungen war, sich öffentlich zu entschuldigen, nachdem er für sein betrunkenes Verhalten in einem Hotel in Georgia verhaftet worden war, spielt McEnroe, der für seine Wutanfälle auf dem Tenniscourt bekannt war. "Er benutzte schreiende Wut als Taktik, um Menschen durcheinanderzubringen", betonte LaBeouf: "Er war ein Künstler." McEnroe sei "ein Missverstandener", "ein Mozart-Charakter", sagte er über den pensionierten Tennisstar, den er gerne einmal treffen würde: "Ich habe nichts als Respekt und Liebe für ihn."

Es war nicht das erste Mal, dass man ihm die Rolle des John McEnroe angeboten hatte. Zuvor hatte LaBeouf, der selbst bekannt ist für Wutausbrüche und Festnahmen, ein anderes Skript mit dem Titel "Superbrat" gelesen, das "eine Satire war und ihn nicht mit Respekt behandelte", so der Schauspieler. "Er war mehr wie ein schreiender Clown." Aber es ist "viel komplizierter", betonte der 31-Jährige.

Der Frage vonseiten der Presse, ob Parallelen zwischen Darsteller und Rolle gebe, wich der Hollywoodstar aus. Er wollte nicht über sich selbst sprechen. "Es ist etwas, worauf ich sehr stolz bin und es drückt etwas aus, das ich tief fühle." Während der dänische "Armadillo"-Regisseur Janus Metz (42) offen zugibt, dass er fiktive Elemente benutzt habe, um "eine tiefere Wahrheit" zu erzählen, behauptete LaBeouf, dass Ronnie Sandahls Drehbuch sehr faktentreu sei: "Ich habe eigentlich nicht viel erfinden müssen. Viel davon ist im Internet. Sie können es sich ansehen."

"Borg/McEnroe", der am 13. Oktober in den österreichischen Kinos zu sehen ist, ist dabei nicht der einzige Tennisfilm in Toronto. Jonathan Dayton und Valerie Faris ("Little Miss Sunshine") werden "Battle of the Sexes" vorstellen, in dem Emma Stone als die Sportlerin und Frauenrechtsaktivistin Billie Jean King und Steve Carell als Wimbledon-Champion Bobby Riggs aufeinandertreffen. Das Match, das King 1973 in drei Sätzen gewann, ging als "Kampf der Geschlechter" in die Sportgeschichte ein.

Auch sonst werden zum 42. Mal in der kanadischen Metropole für zehn Tage die roten Teppiche für die Stars der internationalen Filmlandschaft ausgerollt. Matt Damon wird die Werbetrommel gleich für zwei Filme, in denen er mitspielt, rühren: Alexander Paynes "Downsizing" mit Christoph Waltz, und George Clooneys sechste Regiearbeit "Suburbicon". Auch der österreichische Regisseur Michael Haneke hat sich angekündigt für "Happy End".

Zudem sind vier weitere österreichische Koproduktionen heuer vertreten: die deutsch-österreichische Doku "Die Legende vom hässlichen König" vom kurdisch-deutschen Regisseur Hüseyin Tabak; "Looking for Oum Kulthum" von Shirin Neshat und Shoja Azari; Barbara Alberts Kostümdrama "Licht", das am 8. September seine Weltpremiere feiert, und "Western" von der deutschen Regisseurin Valeska Grisebach, die eine starke Premiere beim Filmfest in Cannes hinlegte. Mit Spannung wird außerdem die Weltpremiere von "Gaga: Five Foot Two" erwartet, eine Netflix-Doku über Lady Gaga, die Freitagabend im Anschluss an die Vorstellung eine intime Performance versprochen hat.

Insgesamt hat sich Toronto in den letzten Jahren als Trendbarometer für die Oscars etabliert. Im vorigen Jahr räumte das Musical "La La Land" den renommierten Publikumspreis ab, drauf folgten sechs Oscars. Auch der diesjährige Oscar-Gewinner "Moonlight" hatte im Herbst zuvor in Toronto seine internationale Premiere gefeiert.

Bis 17. September zeigt das Toronto Filmfestival nun 339 Spiel- und Kurzfilme aus 74 Ländern, darunter 45 Filme von Newcomern aus der ganzen Welt, das größte "Discovery Programm" seit der Gründung des Festivals und etwa ein Drittel der Filme stammen von Frauen, darunter Angelina Jolies "First They Killed My Father". Als Abschlussfilm wird "Le sens de la fete" (engl. Titel: "C'est la vie!"), eine französische Komödie von Olivier Nakache und Eric Toledano ("The Intouchables") gezeigt.