Fast 43 Jahre nach dem gewaltsamen Tod des italienischen Schriftstellers und Filmregisseurs Pier Paolo Pasolini ist am 20. Juli 2017 der wegen des Mordes verurteilte Pino Pelosi gestorben. Das ehemalige Straßenkind erlag 58-jährig in einem römischen Krankenhaus einer längeren Krankheit, berichteten italienische Medien.

Mit Pelosi starb nun eine Schlüsselfigur im rätselhaften Mord an Pasolini. In der Nacht auf den 2. November 1974 hatte sich der damals 17-Jährige, der gegen Geld sexuelle Dienste anbot, mit Pasolini zum Strand in Ostia bei Rom begeben, wo der Regisseur und Dichter später tot aufgefunden wurde. Pasolinis verstümmelte Leiche wurde auf einem Fußballplatz in Ostia entdeckt. Laut Pelosis ursprünglicher Aussage setzte er sich gegen einen Vergewaltigungsversuch Pasolinis zur Wehr und tötete den um 36 Jahre älteren Künstler ohne Hilfe von Komplizen.

Rätselhaft

Der minderjährige Pelosi wurde wegen Mordes verurteilt und saß neun Jahre im Gefängnis. Ermittler bezweifelten von Anfang an, dass ein Täter allein das Opfer derart hätte verstümmeln können. Am Tatort wurden Kleidungsstücke und Fußabdrücke gefunden, die weder zu Pasolini noch zu Pelosi gehörten.

2005 erklärte Pelosi in einem Fernsehinterview, dass noch zwei andere Personen am Tatort gewesen seien und er dies aus Angst nie eingeräumt habe. In einer weiteren Aussage vor Gericht wies Pelosi im Jahr 2010 jede Schuld von sich. Für den brutalen Mord sollen demnach mindestens sechs Menschen verantwortlich gewesen sein. Sie sollen Pasolini mit drei Autos und einem Motorrad umringt haben. Die Identitäten dieser Personen seien ihm nicht bekannt, hatte Pelosi betont.

Todesdrohungen

Der Verdacht eines politisch motivierten Mords an Pasolini hat sich nie bestätigt. Der Regisseur hatte wegen seines letzten Films "Die 120 Tage von Sodom" Todesdrohungen von rechtsextremen Organisationen erhalten. In dem Streifen kritisierte Pasolini die Mussolini-Diktatur in den Jahren 1944 bis 1945. Im Kino hat sich zuletzt der US-Regisseur Abel Ferrara der Tötung angenommen und in "Pasolini" die letzten Stunden des Künstlers mit Willem Dafoe in der Hauptrolle verfilmt.