Der Psycho-Thriller "Das Schweigen der Lämmer" machte Anthony Hopkins als Serienmörder Hannibal Lecter zur unvergesslichen Leinwandfigur. Dem Filmemacher Jonathan Demme brachte der Schocker 1990 einen Regie-Oscar und den ersten großen Erfolg an den Kinokassen. Mit dem Aidsdrama "Philadelphia" erntete Demme drei Jahre später wieder reichlich Applaus und eine weitere Oscar-Nominierung. Tom Hanks in der Rolle eines Aidskranken wurde 1994 mit Hollywoods wertvollster Trophäe ausgezeichnet. Demme hatte zuvor bereits die Kritiker mit der Gangsterkomödie "Die Mafiosi-Braut" begeistert und sich 1988 seine erste Oscar-Nominierung verdient. Nun ist der 73-jährige New Yorker einer Krebserkrankung erlegen. Er sei in seiner Wohnung in New York gestorben, sagte seine Sprecherin. Seine Frau und seine drei Kinder seien bei ihm gewesen. Demme habe an Speiseröhrenkrebs gelitten. Die Familie habe eine kleine Beerdigung im privaten Kreis geplant.

Trauergemeinde

"Jonathan Demme war ein großartiger Künstler, Wohltäter, Aktivist und ein hilfreicher Kollege", schrieb Regisseur Ron Howard auf Twitter. Man werde ihn sehr vermissen. Oscar-Preisträger Barry Jenkins ("Moonlight") würdigte Demme auf Twitter als eine "gewaltige Seele". Er sei der "liebenswerteste, großzügigste" Mensch gewesen.

Auch viele Schauspieler, darunter Tom Hanks, Elijah Wood und Christine Lahti, bekundeten ihre Trauer. Demme sei einer der großartigsten Menschen gewesen, sagte Oscar-Preisträger Hanks. "Er zeigte uns, was für ein großes Herz ein Mensch haben kann", sagte der Schauspieler der Internetplattform "People.com".

Der 1944 im Bundesstaat New York geborene Demme hatte jahrzehntelang als Regisseur, Schauspieler und Produzent gearbeitet. Für seinen größten Erfolg "Das Schweigen der Lämmer" Anfang der 90er-Jahre war er unter anderem mit dem Oscar und dem Silbernen Bären der Berlinale ausgezeichnet worden. Zuletzt holte Demme Meryl Streep in der Tragikkomödie "Ricki - Wie Familie so ist" (2015) als Rockröhre vor die Kamera.

Durch seine Vielseitigkeit fällt Demme in Hollywood aus dem Rahmen. In den 80er Jahren hatte Demme das Elend in Haiti dokumentiert und die Organisation "Artists for Democracy" mit begründet. Aus eigener Tasche finanzierte er Filme über den südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela und einen Verwandten, "Cousin Bobby", der als radikaler Bürgerrechtler und Priester in dem Armutsviertel Harlem tätig war.

Demme mit Meryl Streep 2004
Demme mit Meryl Streep 2004 © APA

Daneben begeisterte sich Demme für Musikvideos und stand Popstars wie Bruce Springsteen, Suzanne Vega und Chrissie Hynde als Regisseur zur Seite. Seine Dokumentation "Stop Making Sense" (1984) über ein Konzert der Rockband "Talking Heads" zählt nach Meinung vieler Kritiker zu den besten Musikfilmen.

Der 1944 in Long Island (US-Staat New York) geborene Filmemacher hatte sich als Student zunächst für Chemie und Veterinärmedizin eingeschrieben. Neben dem Studium verfasste der Kino-Fan Filmkritiken und Werbetexte für Filmproduktionen. Als er in den 70er Jahren den Low-Budget-Produzenten Roger Corman kennen lernt, wechselt Demme endgültig das Fach und fängt als Drehbuchschreiber an. Regie führte Demme erstmals 1974 bei dem brutalen B-Picture-Film "Das Zuchthaus der verlorenen Mädchen". Nach weiteren Billigproduktionen fiel er 1980 mit der Tragik-Komödie "Melvin und Howard" den Kritikern auf. Der Film über die Begegnung des Milliardärs Howard Hughes und eines armen Schluckers wurde mit zwei Oscars ausgezeichnet.