Allein mit "Rain Man" und "Good Morning Vietnam" hat Regisseur Barry Levinson fast 300 Millionen Dollar an den US-Kinokassen eingespielt. Der Karrierehöhepunkt des Oscar-Preisträgers liegt 30 Jahre zurück, doch Levinson steht weiter hinter der Kamera, allerdings jetzt für den Fernsehsender HBO.

Heute, am 6. April wird der Regisseur 75 Jahre alt, Mitte Mai feiert sein neuer Film "The Wizard of Lies" Premiere. Oscar-Preisträger Robert De Niro spielt in dem TV-Drama den Milliarden-Betrüger Bernie Madoff, Michelle Pfeiffer dessen Ehefrau Ruth. 2009 wurde der frühere Wall-Street-Star zu 150 Jahren Haft verurteilt. Mit einem Schneeballsystem hatte er Tausende Anleger um mehr als 60 Milliarden Dollar geprellt.

Es wäre viel schwieriger gewesen, das Projekt bei einem Hollywoodstudio unterzubringen, sagte Levinson im Jänner auf der TCA-Fernsehmesse. Das Filmgeschäft habe sich "radikal" verändert, Fernsehsender wie HBO seien risikobereiter und damit eine willkommene Alternative, erklärte der Hollywood-Veteran. Schon mit dem TV-Drama "You Don't Know Jack" machte der Regisseur 2010 Furore - und bewies nebenbei, dass er seine Anziehungskraft für Hollywoods größte Stars mit dem Alter nicht verloren hat. Die Hauptrolle des amerikanischen Sterbehilfe-Arztes Jack Kevorkian brachte Al Pacino damals seinen zweiten TV-Emmy ein.

Mit Pacino drehte Levinson auch die Tragikomödie "Der letzte Akt" über einen in die Jahre gekommene Schauspielstar, der vor dem Ende seiner Karriere steht. Ob er selbst jemals ans Aufhören denke, wollte die "New York Times" vor zwei Jahren von Levinson wissen. Als Rentner sieht sich der Filmemacher offenbar nicht. "Da taucht eine neue Geschichte auf. Eine weitere Figur, die einen begeistert. Und plötzlich geht's wieder los."

Seine ersten Erfolge im Showbusiness hatte Levinson als Drehbuchschreiber für Mel Brooks, in dessen Hitchcock-Persiflage "Höhenkoller" (1977) fiel auch eine kleine Rolle als Hotelpage für ihn ab. Mit seinem Regiedebüt "American Diner" (1982) verhalf Levinson damals unbekannten Schauspielern wie Kevin Bacon, Ellen Barkin und Mickey Rourke zum Durchbruch. Als Nächster meldete sich Robert Redford für den Baseball-Streifen "Der Unbeugsame", auch Robert Duvall, Glenn Close und Kim Basinger spielten in dem Film mit.

Mit Robin Williams in der Militär-Satire "Good Morning, Vietnam" und dem Geschwister-Drama "Rain Main" setzte Levinson seinen Siegeszug in Hollywood fort. Sein Geschick, Dustin Hoffman als Autisten und Tom Cruise als dessen Yuppie-Bruder vorzuführen, brachte ihm 1989 einen Regie-Oscar ein.

Weitere Oscar-Nominierungen - als Produzent und Regisseur - holte Levinson danach mit dem Gangsterfilm "Bugsy". Gleich vier Filme siedelte er in seiner Geburtsstadt Baltimore an, darunter "Avalon" (1990) mit Armin Mueller-Stahl als russischer Einwanderer und das Rassismus-Drama "Liberty Heights" (1999).

Levinson wuchs im US-Staat Maryland als Nachfahre jüdischer Einwanderer aus Russland auf. Sein Thriller "Enthüllung" (1994) mit Demi Moore und Michael Douglas löste ein heftige Debatte über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz aus. Die Polit-Satire "Wag the Dog" (1998) über die Vertuschung einer Präsidenten-Sex-Affäre durch einen erfundenen Krieg erntete auf der Berlinale viel Beifall und Gelächter. Der Film mit Dustin Hoffman und Robert De Niro kam in die Kinos, als Bill Clintons Eskapaden mit einer Praktikantin im Weißen Haus gerade Schlagzeilen machten.

Weniger Erfolg hatte Levinson mit der Polit-Komödie "Man of the Year" (2006). Robin Williams spielte darin einen Fernsehmoderator, der Präsident der Vereinigten Staaten werden will und das nach einigen seltsamen Zufällen tatsächlich schafft. Auch das Drehbuch stammte von Levinson. Bei den Kritikern fiel der schräge Plot allerdings durch. Zehn Jahre später - mit Donald Trump im Weißen Haus - hätte Levinsons absurde Geschichte vielleicht besser abgeschnitten.