Im hinteren Teil der Ausstellung hängt eine aktuelle Serie von Zeichnungen, in welcher Franz Yang-Močnik ein traumatisches Erlebnis seiner Jugendzeit verarbeitete. Als Tischlerlehrling wurde er nämlich versehentlich in einer Absauganlage eingesperrt und musste darin ein Wochenende lang ausharren, ganz ohne Essen und Trinken. Kein Wunder, dass der gebürtige Völkermarkter, der auch als Kind in beengten Verhältnissen lebte, bis heute einen großen „Durst nach Fülle“ verspürt. Diesen stillt er hauptsächlich mit dem Mittel der Zeichnung, die ihm „seit seiner Kindheit Ausdrucks- und Bewältigungsinstrument seiner Befindlichkeit, von körperlichen und seelischen Zuständen“ ist, wie MMKK-Direktorin Christine Wetzlinger-Grundnig im Katalog zur Schau ausführt.
Als Kuratorin spannte sie einen Bogen über mehr als vier Schaffensjahrzehnte, die den Autodidakten nicht nur als Meisterzeichner, sondern auch als virtuosen Regisseur von Licht, Farbe und Stimmungen zu erkennen geben, etwa in impressionistisch anmutenden Ansichten von Venedig oder vom Stadtpark in Graz, wo der Künstler die Ortweinschule besuchte und heute noch lebt. Kleine Überraschungen sind auch seine frühen Textilcollagen, „Sedimentationen“ mit Färberlauge oder Holzskulpturen aus den 1970ern, die einst Wilfried Skreiner angeregt und als erster ausgestellt hatte.

Im Zentrum des Schaffens von Franz Yang-Močnik steht jedoch der Mensch in all seinen existenziellen, psychischen und sozialen Bedingtheiten, ob als „Trinker in einer Kneipe“, Radfahrer und suchendes Ich, ausgedrückt in zahlreichen, teils grimassierenden Selbstbildnissen. Eigene Erfahrungen von Leid und Außenseitertum hat der Künstler gelegentlich auch ins Mythisch-Religiöse überhöht, etwa in Darstellungen des Gekreuzigten, von Johannes dem Täufer oder Herostrat.
Zu seinen bekanntesten Gemälden, die stilistisch zwischen Pop-Art, Neuer Sachlichkeit und Realismus beheimatet sind, zählen koloritreiche Kaffeehaus-Szenen, in denen – wie schon bei Toulouse-Lautrec - die Einsamkeit des Individuums spürbar wird. Beeindruckend auch seine Natura Morta-Bilder, etwa sein „Stillleben mit Flaschen, Turnschuhen und Gläsern“ aus dem Jahr 2003. In solchen Ölgemälden offenbart sich zugleich der genaue Beobachter, der mit ironischem Blick die Gesellschaft analysiert, aber auch der konzeptuelle Denker, der sich mittels zahlreicher Vorstudien an einem Thema abarbeitet: an Stühlen oder Müllsäcken zum Beispiel.
Schöne Ergänzungen zu den gemalten Seelenlandschaften sind poetische Notizen, die an den Museumswänden Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt des 66-Jährigen geben. „überleben in der dunkelheit/wir sind uns nicht untreu geworden/damit uns keiner verwechsle/haben wir unsere arme trainiert/um unsere marke hoch zu halten“, heißt es da zum Beispiel.
Dass Franz Motschnig seine Marke nie sehr hochgehalten hat, beweist allein der Umstand, dass er sich mehrmals umbenannte, zuletzt nach seiner taiwanesischen Frau und seinen slowenischen Vorfahren. Ein unverkennbarer wie unverzichtbarer Markstein in der heimischen Kunstlandschaft ist er dennoch geworden.