In der gemeinsam mit dem in Berlin lebenden, russischen Choreografen Evgeny Kozlov erarbeiteten Performance im Lesliehof erzählen sechs aus der Ukraine geflohene Tänzerinnen lang mit feinfühlig-poetischer Körpersprache auf äußerst intensive Weise von ihren Erlebnissen mit Krieg, Flucht, Trennung, Wut und Verzweiflung, aber auch von der spontanen Solidarität unter der ukrainischen Bevölkerung angesichts des Wahnsinns des herrschenden Krieges.

Die künstlerische Leiterin der Bühnenwerkstatt, Ursula Gigler-Gausterer, hebt die Bedeutung des Umstands hervor, dass es sich beim Choreografen von "RawwaR" (ein Buchstabenspiel mit der englischen Übersetzung von "rauer Krieg") um einen Russen handelt: "Das Schöne ist, dass es bei uns wunderbar klappt zwischen Russland und der Ukraine – eben mit der Sprache des Tanzes." Gigler-Gausterer war es wichtig, die aus der Ukraine gekommenen Performerinnen in einer "feinfühligen Art des Dialogs und mit Respekt auf der Flucht zu begleiten und zu unterstützen". Es gelang, für die sechs Darstellerinnen Stipendien zu bekommen, deren Summe sie übrigens zur Hälfte in die Ukraine zurückschicken.

Das Stück, das auch am 10. und am 17. Juli in Graz gezeigt wird, wurde in den vergangenen Wochen extra für die Bühnenwerkstatt erarbeitet und verspricht, ein Exportschlager zu werden. Bereits im Juli gastiert die Produktion in Frankfurt am Main. Das Tbilisi International Art Festival in Georgien, sowie weitere Festivals in Deutschland und Italien haben ebenfalls schon angebissen und im kommenden Jahr ist ein Gastspiel in San Francisco (USA) geplant.

Zwei weitere Highlights im Lesliehof sind zwei verschiedene tänzerische Umsetzung von Antonio Vivaldis "Vier Jahreszeiten": Die Produktion "Four Seasons" mit James Wilton (Großbritannien) arbeitete mit Bühnendesign und Kostümen der Oper-Graz-Bühnenbildnerin Vibeke Andersen und steht im Kontrast zu "Cold Night" des Solotänzers des National Ballet of Kosovo, Sead Vuniqi. Außerdem gibt es die beiden Butoh-Perfomances "Hereafter" und "Voyager" der litauischen Tänzerin Sakurako. Daneben bietet das Festival eine multisensuale Perfomance-Reihe von Katharina Teise im Kunsthaus Graz sowie eine Vielzahl von Tanz-Workshops in der Oper Graz und bei "Das andere Theater", zum Teil mit den Mitwirkenden der Perfomances.

Die Eintrittspreise wurden dieses Jahr von 35 auf 22 Euro gesenkt, um angesichts der teuerungsbedingten Belastungen den Zugang zu den Tanzperformances für möglichst viele Menschen leistbar zu halten. Auch die Wahl des Lesliehofs als Aufführungsort statt des bisher bespielten Theaters im Palais hat einen finanziellen Hintergrund.

Die 31. Internationale Bühnenwerkstatt & Tanztheaterfestival Graz findet von 9. bis 17. Juli statt. Programm und weitere Informationen unter www.buehnenwerkstatt.at; Karten beim Ticketzentrum der Bühnen Graz und bei oeticket.