Im Wiener Konzerthaus steht nach dem Sommer die 106. Saison an. Und einer Maxime bleibe man auch 2018/19 treu, zeigte sich am Freitag Intendant Matthias Naske passioniert: "Dieses Haus will nicht nur Einklang." Es gehe um Diskussion, Reflexion und Vielfalt: "Es gibt niemandem, dem alles gefällt, was wir hier machen - und genau darauf bin ich stolz."

Dieses breite Spektrum erstreckt sich in der kommenden Saison über 64 Abozyklen, 600 eigenveranstaltete Konzerte und 300 Abenden, für die Fremdveranstalter verantwortlich zeichnen. "Bei der Fülle, die wir machen, kann nicht alles immer zu 100 Prozent ausgelastet sein", stellte Naske klar und verwies zugleich auf die Steigerung der absoluten Publikumszahl um 26,6 Prozent über die vergangenen fünf Jahre. 55 Prozent des Gesamtetats bestreite man durch den Ticketverkauf, wobei rund 32.000 Abonnements nach wie vor eine zentrale Rolle spielen. "Das oft totgesagte Abosystem funktioniert dort, wo die Kombination aus Angebot und Wünschen der Menschen sich trifft."

Dies möchte man etwa mit zahlreichen Porträtzyklen erreichen. Mit sieben Veranstaltungen zentral vertreten ist hier Franui. Dabei steht am Anfang die 25-Jahr-Feier am 11. November. Nicht 25, sondern 50 Jahre wird am 4. August Komponistin Olga Neuwirth. An vier Abenden wird neben Klassikern der Tonsetzerin am 7. November auch ihre Musik zur rekonstruierten Fassung von Hans Karl Breslauers "Die Stadt ohne Juden" erklingen, interpretiert vom Ensemble Phace. Drei Abende gestaltet der Pianist Pierre-Laurent Aimard, der etwa am 6. November sämtliche Klavieretüden von György Ligeti spielt. Und Aimards Kollegin Yuja Wang kommt auf sechs Auftritte, darunter an der Seite von Martin Grubinger (26. Jänner 2019) oder Igudesman & Joo (6. Mai 2019). Sechs Mal ist Mnozil-Brass-Trompeter Thomas Gansch zu erleben - ebenso oft wie die finnische Dirigentin Susanna Mälkki, die am morgigen Samstag "Dantons Tod" an der Staatsoper dirigiert. Sie wird am Pult ihres Philharmonischen Orchesters Helsinki, der Wiener Symphoniker und des RSO stehen.

Abseits der Porträtzyklen gastieren Jonas Kaufmann (24. September), Florian Boesch (19. November) und Diana Damrau (18. Mai 2019) mit Liederabenden am Haus. Teodor Currentzis wird unter anderem mit seiner MusicAeterna mit Verdis "Requiem" am 6. April zu hören sein, auf Gastspiel sind internationale Orchester wie das Mariinsky unter Valery Gergiev (12. und 13. Jänner) oder das Orchestre Symphonique de Montreal unter Kent Nagano (17. März).

Die Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag von Gottfried von Einem setzt man am 22. November mit einer konzertanten Aufführung von "Der Prozess" durch das RSO fort, die mit etwas variierter Besetzung bei den heurigen Salzburger Festspielen zu sehen ist. Und schließlich soll auch das gesprochene Worte seine Rolle am Haus behalten, weshalb nicht nur Lesungen bedeutender Schauspieler von Martina Gedeck bis Nicholas Ofczarek angesetzt sind, sondern auch drei Abende mit dem Kulturwissenschafter Philipp Blom, der in der Reihe "Faszination Kammermusik" mit Künstlern wie Hilary Hahn oder dem Artemis Quartett über die Frage der Interpretation spricht.

Fix geben wird es 2019 auch wieder das biennale Musikfest, das auch nach dem Aus der Kooperation mit den Wiener Festwochen bestehen bleibt. Franz Welser-Möst wird die Veranstaltung mit der 8. Symphonie von Gustav Mahler und den Wiener Philharmonikern am 11. Mai eröffnen, wobei große symphonische Werke wie Brittens "War Requiem" oder eine Erstaufführung von Sofia Gubaidulina folgen. "Wir werden die wildesten Kombinationen machen", kündigte Naske an, der in Zukunft eine erneute Zusammenarbeit mit dem unter Tomas Zierhofer-Kin untreu gewordenen Partner nicht ausschließen will: "Ich werde die Tür zu den Festwochen nicht zuhalten." Es gebe kleine Signale, die er als passionierter Koalitionär gerne aufgreife.

Endgültig hinter sich lassen möchte Naske hingegen das Kapitel seiner gerichtlichen Auseinandersetzung mit Volksmusikstar Andreas Gabalier. Dieser war vor dem Obersten Gerichtshof mit einer Klage gegen eine Interviewaussage des Konzerthauschefs gescheitert, der gemeint hatte, er wolle den Sänger im Konzerthaus nicht auftreten lassen, denn man müsse wissen, wer Gabalier sei und wofür er stehe. "Das Einzige, das mir an der Sache nicht gefallen hat, ist das enorme Polarisierungspotenzial", zeigte sich Naske nachdenklich. Dies sei auch ein Zeichen für den Zustand einer Gesellschaft: "Ich will in einer Gesellschaft leben, in der die Menschen aufeinanderzugehen. Und die Polarisierung - behaupte ich jetzt einmal - kam nicht von mir."

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