"Ich gehöre nicht zu denen, die glauben, ihre Ära wird besser, wenn der Nachfolger schlecht ist", betonte der 64-Jährige: "Das Haus ist mir nicht wurscht." Insofern unterstütze er die Wahl eines Künstlerintendanten nach dem Intendantenmanager Geyer: "Bei der Frage, ob man einen Dirigenten oder einen Regisseur nimmt, muss man allerdings sagen, dass das Theater an der Wien natürlich ein besserer Nährboden für einen Regisseur ist." Ein Dirigent habe im TaW ohne eigenes Orchester keinen wirklichen Einfluss auf die Klangkörper. Mit dem greco-russischen Dirigenten Teodor Currentzis, mit dem ebenfalls verhandelt wurde, sei er befreundet und hoffe, ihn als Dirigent bald ans Theater holen zu können. "Aber ich glaube, dass seine Wünsche der Ausrichtung so extrem waren, dass das dieses Haus nicht geschafft hätte." Die Idee, das Currentzis-Orchester MusicAeterna ans Haus zu holen, wäre ein finanzieller Brocken gewesen, der nicht zu stemmen gewesen sei.

"Ich wäre nicht bei jeder Personalentscheidung für eine Verlängerung zur Verfügung gestanden", machte Geyer allgemein deutlich, dass er in den Auswahlprozess stark eingebunden war. Er selbst sei mit Herheim seit Jahren befreundet und habe just für Herbst 2022 die erste Regiearbeit mit ihm am Haus vereinbart. Die Intendanz Herheim startet also gleich mit einer Inszenierung des künftigen Hausherrn.

Bis dahin vergeht aber noch einige Zeit - inklusive zweier Saisonen, die nun Geyer planen muss. "Es gibt noch kein Konzept im Detail", unterstrich der Theaterleiter, der nach Ausschreibungstext eigentlich mit Ende 2019/20 aus dem Amt hätte scheiden sollen. Fakt sei, dass man durch das lange Hinauszögern der Entscheidung in Zeitnot sei: "2020/21 ist in diesem Business vorbei." Die großen Häuser würden derzeit schon die folgenden Spielzeiten planen. Von einem "Notfallplan" könne aber keine Rede sein, hoffe er doch, mit den guten Kontakten zu den Künstlern einiges ausgleichen zu können: "20/21 wird ein Harakiri-Lauf werden."

Zu den Vorhaben für die Geyer-Verlängerung gehört eine Art Best-of zum Abschied. Man wolle in den zwei Saisonen ungefähr die fünf beliebtesten Inszenierungen der Intendanz Geyer wiederholen - ein Novum für das Stagionehaus, wozu man auch das Publikum befragen will.

Im Frühjahr 2020 steht ein Beethoven-Fest an, für das Christian Jost eine neue "Egmont"-Oper schreibt, die an der Seite einer "Fidelio"-Neuinszenierung mit den Symphonikern unter Manfred Honeck gespielt wird. Auch eine Uraufführung in der Kammeroper mit einem Beethoven-Sujet ist geplant.

Über die Budgetlage der Zukunft könne er nichts sagen. Die Zuschusssumme von 20 Mio. Euro bleibe seit Jahren unvalorisiert - werde also de facto weniger. "Mein Budget ist im Moment hochriskant", stellte der TaW-Chef klar, gehe er doch von einer durchschnittlichen Auslastung von 95 Prozent aus. Sein Vorteil sei aber: "Ich kann irrsinnig gut mit Budgets herumjonglieren."