Sowohl Gershwin als auch Rachmaninow werden in ihrer Bedeutung von manchen Puristen nicht wirklich zum ernsthaften Kanon des Repertoires gezählt. Dass diese Einschätzung zu kurz greift, wurde an diesem Abend eindrucksvoll nachgewiesen. Gershwins Klavierkonzert ist eben ganz großes Kino, und es ist schlicht ein großes Vergnügen, nicht nur dem Orchester beim klangvollen Schwelgen zuzuhören, sondern auch Buchbinder zu erleben, wie er sich mit sichtlicher Freude und geradezu jugendlichem Schwung in die synkopischen Kaskaden stürzt. Für den begeisterten Beifall des Publikums dankte Buchbinder mit einer Zugabe von Johann Sebastian Bach - eine gelungene Überraschung. 

Nach der Pause die vielleicht nicht immer zutiefst substanzreichen, allerdings äußerst effektvollen drei Tanzsätze von Rachmaninow, 1941 uraufgeführt, das letzte Werk des Komponisten, der schon zu Lebzeiten als anachronistische Erscheinung galt. Selbstzitate, Walzeranklänge, Motive aus russisch-orthodoxer Kirchenmusik und ein Dies-irae-Einsprengsel: die Londoner - die tags zuvor bereits mit Mahlers Fünfter beeindruckt hatten - ließen dem spätromantischen Schwanengesang all ihr Geschick zukommen. Elgars "Nimrod" als berückend schöne Zugabe ließ erst den Atem stocken, dann aber gab es Standing Ovations. 

Apropos Schwanengesang: Es wäre unverzeihlich, nicht auch die Matinee mit Anja Harteros zu erwähnen, die am Vormittag - exzellent und überaus einfühlsam begleitet vom Pianisten Wolfram Rieger - ein erstklassiges Recital mit Liedern von Schubert, Schumann, Wolf und Richard Strauss gegeben hatte. Somit auch insgesamt ein hochkarätiges Finale in Grafenegg, wo man bereits eine Rekordbilanz verzeichnet: Mit über 50.000 Besuchern sei die abgelaufene elfte Sommersaison die erfolgreichste seit Bestehen des Festivals, wurde in einer Aussendung vermerkt. Das Programm für Sommer 2018 wird Anfang November bekanntgegeben.