Knapp 262.000 Gäste werden bis Sonntag das Festival in Bregenz besucht haben, rund 199.000 haben bis dahin - sollte es zu keiner Regenabsage mehr kommen - Bizets "Carmen" als Spiel auf dem See gesehen. Damit wird die 72. Auflage die zweitbeste Saison seit Beginn.

Festspielpräsident Hans-Peter Metzler, Intendantin Elisabeth Sobotka und der kaufmännische Direktor Michael Diem bezeichneten die diesjährigen Bregenzer Festspiele als "großartig". "Wir freuen uns unglaublich über den Verlauf bis dato", zeigte sich sogar der sonst eher zurückhaltende Festspielpräsident am Freitag bei der vorläufigen Bilanzpressekonferenz in Bregenz ungewohnt enthusiastisch. Für Sobotka seien alle Erwartungen sogar noch übertroffen worden. Denn nicht nur das Spiel auf dem See, das bereits lange vor der Premiere ausverkauft war, sei von Erfolg gekrönt, "auch alle anderen Spielorte waren gut besucht".

100-prozentige "Carmen"

Voraussichtlich 199.000 Besucher auf der Seebühne (bisher gab es eine Regenabsage, drei weitere Aufführungen standen bei eher trüben Wetteraussichten bis Sonntagabend noch an) bedeuten eine Auslastung von 100 Prozent. Die Opern im Festspielhaus ("Moses in Ägypten" - 4.600 Besucher) und im Theater am Kornmarkt ("Die Hochzeit des Figaro" - 1.955 Besucher) sowie "Der Ring in 90 Minuten (714 Besucher) auf der Werkstattbühne waren ebenfalls ausverkauft.

Punkten konnten auch die erst 2015 von Sobotka ins Leben gerufenen Programmreihen Opernstudio und Opernatelier. Die nach mehr als drei Jahren Vorbereitungszeit in diesem Jahr uraufgeführte Auftragskomposition "To The Lighthouse" des griechischen Komponisten Zesses Seglias nach einem Roman von Virginia Woolf erreichte mit 664 Besuchern eine Auslastung von 100 Prozent. "2017 war für mich die Erfüllung vieler künstlerischer Visionen", spielte Sobotka auf ihre beiden "Schöpfungen" an. Nach langer Vorbereitungszeit seien sie "lebendig geworden" und hätten "wirklich erreicht, was wir uns gewünscht haben", versprach die Festspielintendantin auch gleich eine Weiterführung beider Schienen.

Im grünen Bereich

Bei den Einnahmen und Ausgaben liege "alles im grünen Bereich", ergänzte Diem die wirtschaftliche Sicht auf das renommierte Bodensee-Festival. Man liege deutlich über dem Budget. "Das Spiel auf dem See ist natürlich die Lokomotive, aber auch bei allen anderen Produktionen sind wir über dem Budget", freute sich der kaufmännische Leiter. 2017 hätte man sogar "fünf bis sechs weitere "Carmen"-Aufführungen vertragen", räumte Diem zudem ein. Versucht habe man es, der Zeitraum für das Festival sei aber begrenzt aufgrund weiterer Engagements der Sänger sowie der Wiener Symphoniker.

Nachfrage

Optimistisch blickte Diem in die kommende Saison 2018: 26 "Carmen"-Aufführungen seien bisher fixiert, "ich fühle es aber bereits kommen, dass wir relativ rasch auf 28 auffüllen." Das Budget der Bregenzer Festspiele liegt bei 23 bis 24 Millionen Euro pro Saison. Die Kosten für das Bühnenbild am See, das auf zwei Jahre abgeschrieben wird, belief sich auf sieben Millionen Euro. Insgesamt werden die Seeaufführungen in diesem Jahr 14 bis 15 Miillionen Euro erwirtschaften.

Auf die Frage, wie die Bregenzer Festspiele bei ausverkauften und in der Zahl begrenzten Vorstellungen weiterhin wirtschaftlich wachsen wollen, nannte der kaufmännische Direktor Koproduktionen als einen Schlüssel. Starke Nachfrage bestehe in dieser Hinsicht aus dem "Fernen Osten", berichtete Diem. "Wir haben dort sehr viele Kontakte. Die Verantwortlichen sind auch sehr motiviert und engagiert." Man überlege nun, "das zu machen, was wir denken, dass uns helfen könnte", ließ Diem offen.

Die nächste Saison

Zu 2018 wollten die Verantwortlichen noch nicht viel sagen, sondern verwiesen auf die jährliche Programm-Pressekonferenz im November. Fix sind die Wiederaufnahme von "Carmen" sowie die Oper "Beatrice Cenci" des deutschen Komponisten Berthold Goldschmidt (bisher nur einmal szenisch aufgeführt) und das Auftragswerk "Das Jagdgewehr" des Tiroler Komponisten Thomas Larcher