Am Ende: Standing Ovations, stürmischer Jubel für einen fulminanten "Jedermann", speziell für Tobias Moretti, der auf Salzburgs Fespielhausbühne eine außerordentliche Leistung erbracht hat. Nach langem Zittern: Den ganzen Freitag dräute eine heftige Gewitterwarnung über den Salzburger Festspielen und damit über dem Domplatz, der Schauplatz der "Jedermann"-Premiere sein sollte. Bis Donnerschlag und Regenguss kurz vor Beginn für klare Verhältnisse sorgten: Verlegung ins Festspielhaus, verzögerter Beginn. Kein glücklicher Auftakt.

Dabei  war diese Produktion ja schon allein durch die Begleitumstände ihrer Entstehung aufregend genug. Erst im April wurde fixiert, dass Michael Sturminger eine Neuinszenierung des Stücks besorgen wird. Was sonst gut und gerne ein Jahr Vorbereitungszeit oder mehr erfordert, hat Sturminger in nur drei Monaten quasi aus dem Boden gestampft - und dabei die erste nahtlos zeitgenössische Umsetzung des Stücks besorgt. So war es vorab vollmundig angekündigt, so wurde es tatsächlich eingelöst. Sturminger hat den hofmannsthalschen Text beherzt ausgelichtet und das Stück auf 90 Minuten gekürzt. Auf historisierender Zierat in der Ausstattung verzichtet diese Inszenierung ebenso wie auf deklamatorisches Pathos.

Tatkräftigste Unterstützung bei seinem Umgang mit dem scheinbar sakrosankten Text hatte Sturminger durch seinen Hauptdarsteller Tobias Moretti, der sich die Seele aus dem Leib spielt und währenddessen tatsächlich auch leiseste Zwischentöne in der Darstellung eines zutiefst einsamen Gewinnertypen schafft. Ihm zur Seite: Shooting Star Stefanie Reinsperger, die der bekannt undankbaren Rolle der Buhlschaft ungeahnte Tiefe abgewinnt. Grandios das Zusammenspiel der beiden, nicht minder gewaltig Peter Lohmeyer als Tod, dem Sturminger in dieser Inszenierung viel Platz einräumt.

Insgesamt: viel freundlicher Applaus für eine pointenreiche und bildintensive Inszenierung, Jubelrufe für die Hauptdarsteller, beides wohlverdient. Dass dieser "Jedermann" auf dem Domplatz noch einmal größere Wirkung entfalten wird, ist gut denkbar. Falls das Wetter mitspielt.