Laut Experten und Medien leben wir heute im Zettabyte-Zeitalter. Das bedeutet, dass die geschätzte Datenmenge, die derzeit jährlich auf der ganzen Welt über das Internet läuft, in etwa ein Zettabyte beträgt. Das ist eine Trillion Gigabyte. Angesichts derartiger unvorstellbaren Mengen herrschte bei der finalen Podiumsrunde des diesjährigen Elevate Festivals in Graz weitgehende Ratlosigkeit.

Das Elevate-Team hatte mit der deutschen Hacker-Aktivistin und Journalistin Constanze Kurz, dem ehemaligen US-Drohnenoperateur Cian Westmoreland, dem Netzpolitiker und ehemaligen IT-Jungunternehmer Walter Palmetshofer und der deutsch-britischen Datenschutzaktivistin Frederike Kaltheuner wieder ein hochkarätiges Podium zusammengestellt.

In der eineinhalb Stunden währenden Diskussion versuchten Teilnehmer und Publikum sich den vielen Facetten dieses Phänomens zu nähern. Dazu gehörten sowohl politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche, soziale als auch praktische und moralische Herausforderung, die die Explosion der weltweit wohl kaum noch überblickbaren und kontrollierbaren Datenmengen für Individuum und Gesellschaft darstellen.

Cian Westmoreland gab zu bedenken, dass jene Soldaten, die todbringende Drohnen aus sicherer Entfernung über verschiedenen Kriegsgebieten der Erde steuern, oft auf komplexe, auf unterschiedlichste Weise gesammelten Daten angewiesen sind, die teilweise nicht stimmen. Weder könnten diese Fernpiloten die Korrektheit der Daten im Einzelfall überprüfen, noch verstünden die Piloten jene Algorithmen, mit denen diese Daten verarbeitet würden.

So kommt es immer wieder dazu, dass unschuldige Personen und Zivilisten getroffen werden. Der Tod dieser Menschen werde von Politik und Militärführung aber bewusst in Kauf genommen, unter anderem um aktuellen und potenziellen Feinden zu demonstrieren: "Wir können das alles machen", so der ehemalige Drohnen-Flieger.

Auch die Sprecherin des weltweit aktiven Hacker-Verbundes "Chaos Computer Club", Constanze Kurz, plauderte aus dem Nähkästchen und schilderte drastisch, wie Hacker in praktisch jedes online-basierte System über unvermeidbare Sicherheitslücken eindringen können und diese manipulieren. Dies sei heute lediglich eine Frage des Geldes. Genutzt würden Hacker dabei sowohl von Staaten, Unternehmen als auch von kriminellen Organisationen und Individuen. Daneben gebe es aber immer noch eine starke, autonome und teils politisch aktive Szene.

Dementsprechend plädierte der ehemalige IT-Unternehmer und Netzaktivist Walter Palmetshofer auch für verstärkte Bildung der Bevölkerung in Hinblick auf Vermeidungsstrategien und Chiffrierung des privaten Datenverkehrs. Das sei auch Aufgabe des staatlichen Bildungssystems, waren sich die Diskutanten weitgehend einig. Datenschutzaktivistin Frederike Kaltheuner mahnte dabei auch ein, dass grundlegende Menschenrechte nicht Gegenstand finanzieller Möglichkeiten werden dürfen, wie das von mancher Seite bereits forciert werde, etwa indem User im Internet extra zur Kasse gebeten werden, wenn sie verhältnismäßig sichere Dienste nutzen wollen.

Musikalisch ging das Elevate Festival 2017 am späteren Sonntagabend mit dem traditionellen Schlusskonzert im Orpheum zu Ende. Dort schleuderte als Hauptact der US-amerikanische Drone-Pionier Stephen O'Malley seine legendären Gitarrenloops in den Orbit. Nächste mögliche Elevate-Station ist möglicherweise zum alten Herbsttermin eine Wiederbelebung des früher regelmäßig vergebenen Elevate-Awards. Bis dato ist dessen Finanzierung aber nicht gesichert.