Welche Bilanz ziehen Sie nach Ihrer ersten Saison in Ossiach?
HOLGER BLECK: Ich bin sehr glücklich, dass die Dinge, die ich geplant habe, auch realisiert werden konnten. Das reicht von der Wassermusik über das London Symphony Orchestra bis zu neuen Projekten wie dem „Carinthischen Sommer unterwegs“, die Musiksalons oder Picknickkonzerte. Sie wurden vom Publikum so gut angenommen, dass ich manche Veranstaltungen durchaus ein zweites Mal hätte verkaufen können. Ich muss auch dazusagen, dass wir bei unseren Freiluftveranstaltungen sehr viel Glück mit dem Wetter hatten.

Wie viele Karten konnten Sie diesen Sommer verkaufen?
BLECK: Rund 10.000, wobei wir insgesamt rund 15.000 Besucher hatten. Ich hab das diesmal getrennt, weil wir doch durch die Wassermusik und „CS unterwegs“ viele frei zugängliche Konzerte hatten.

Also rundum mit sich zufrieden?
BLECK: Das diesjährige Motto hat „Zum Paradies“ gelautet und war einem H.C. Artmann-Gedicht entnommen, in dem es heißt: „Den Schlüssel such ich, den Schlüssel zum Paradies“. Das Paradies zu finden ist eine Lebensaufgabe für jeden Menschen und auch Festivalleiter. Aber wir sind auf einem guten Weg. Das Publikum darf davon ausgehen, dass ich es auch in der nächsten Saison überraschen werde.

Manche waren überrascht, dass es heuer nur ein einziges Orchesterkonzert gab. Andere bemängelten einen Verlust an Exklusivität, weil einige Ensembles ihre Programme auch anderswo spielten. Was entgegnen Sie dieser Kritik?
BLECK: Der Carinthische Sommer kann kein Orchesterfestival sein und war das auch nie. Denn wenn er das sein will, braucht es mehr Geld. Ein exklusives Merkmal des Festivals sind die Kirchenoper und die inszenierten Konzerte in der Landschaft – also Wassermusik, Picknickkonzerte etc. Ich werde künftig auch verstärkt Musiker aus Kärnten involvieren. Ich denke das Alleinstellungsmerkmal des Carinthischen Sommers ist stärker als je zuvor.

Auch 2017 soll es eine Kirchenoper geben. Wird es diesmal eine Uraufführung werden?
BLECK: Ja, ein Auftragswerk.

Von einem österreichischen Komponisten?
BLECK: Richtig.

Wird es auch eine Neuauflage der Wassermusik geben, die ja heuer für viele an der Akustik gescheitert ist?
BLECK: Der Carinthische Sommer wird ja wechselweise in Villach und Ossiach eröffnet. Für Villach denke ich mir etwas neues aus. Was die Akustik betrifft, habe ich auch viele andere Meldungen gehört. Ich habe mit der Wassermusik versucht, den Klang einer Region zu erspüren. Der Ossiacher See ist ein ruhiger, mooriger See. Ich habe daher Musik gebracht, die dem Charakter des Sees entspricht – also keine Rolling Stones und extreme Verstärkung. Ich habe auf zwei Quadratkilometern Musik stattfinden lassen, die sich im Raum bewegt. Es gab viele, die die Poesie der Inszenierung verstanden haben. Einige haben sich halt etwas anderes erwartet und gesagt: Das ist mir zu leise.

Sie sind soeben mit Ihrem Büro von Ossiach zurück nach Wien übersiedelt. Ihrem Vorgänger Thomas Daniel Schlee wurde vonseiten der Politik noch nahegelegt, sein Büro ganzjährig in Kärnten zu belassen. Ist das kein Thema mehr?
BLECK: Nein. Wir haben in Wien einen alten Mietvertrag aus dem Jahr 1971, der es mir erlaubt unterzuvermieten. Zum Teil mache ich das bereits. So bin ich wirtschaftlich in der Lage, die Mietkosten zu neutralisieren.

Also kein unnötiger Mehraufwand durch zwei Standorte?
BLECK: Mittelfristig werden da keine Mehrkosten entstehen. Außerdem ist Wien verkehrstechnisch besser angebunden als Kärnten. Ich habe das heuer im Juni während der Festivalvorbereitung gemerkt, als ich Künstler und Agenturen nur sehr schwer nach Kärnten bestellen konnte. Logistisch ist die Vorbereitung eines Festivals deutlich günstiger von Wien aus zu machen.

Das Budget betrug heuer rund 1,6 Millionen Euro. Wie viel davon steuerte die öffentliche Hand bei?
BLECK: 370.000 Euro kamen vom Land, 300.000 vom Bund, der Rest von Villach, Ossiach und den Eintrittsgeldern.

Sie werden schon bald um die Förderungen für 2017 ansuchen müssen. Werden Sie spezielle Wünsche äußern?
BLECK: Man muss von der Realität ausgehen, dass Kärnten derzeit kein Geld hat und sich trotzdem Kultur leistet. Was auch sehr gut ist. Aber man kann keine unrealistischen Forderungen stellen. Der große Zuspruch des Publikums macht mich aber zuversichtlich, dass meine Anliegen gehört werden.