Die Diagonale biegt mit zwei starken Debüts in die Finalkurve: Stefan A. Lukacs vulgo ISTVAN legt mit „Cops“ seinen ersten Langfilm vor, Laurence Rupp spielt einen Wega-Rekruten, der bei einem Einsatz einen vermeintlichen Angreifer erschießt und dieses Trauma unbedingt zu verdrängen versucht. Rund um den groß aufspielenden Rupp, der sich für die Rolle des fragilen Nachwuchspolizisten augenfällig mächtig Muskeln antrainiert hat, entwirft Lukacs ein vielschichtiges Porträt des Polizeiapparats, in dem nicht nur die fragwürdigen Männlichkeits- und Gruppenrituale selbst deklarierter Eliten verhandelt werden: Auch reflektierteren Ordnungshütern (und hervorragenden Darstellern wie Anton Noori, Maria Hofstätter, Roland Düringer) gibt der Film Raum (noch morgen, 11.30 Uhr, im Annenhofkino).


Eine starke Ensembleleistung prägt auch das Spielfilmdebüt von Sebastian Brauneis („Sendung ohne Namen“). Der gestern mit einem Drehbuchpreis (siehe links) geehrte Episodenfilm variiert an vier recht unabhängigen Erzählsträngen Umstände urbaner Einsamkeit, dabei prägt galliger Humor Szenen wie die Entführung eines Schulkinds, den Racheakt einer Blinden, die Begegnung einer vom Pflegedienst aufgeriebenen Mutter mit einem Callboy (morgen, 14 Uhr, Annenhof).


Das wie immer höchst in homogene, aber qualitativ aufregende Teilnehmerfeld macht eine Prognose für die Verleihung des Großen Spielfilmpreises heute Abend nicht eben einfach. Frühen Favoriten wie Katharina Mücksteins „L’Animale“ oder Ludwig Wüsts „Aufbruch“ ist mit „Cops“ und „Zauberer“ jedenfalls noch vitale Konkurrenz erwachsen.