Jede noch so breite Schublade ist zu eng für ihn. Mime Johannes Krisch bleibt in seinen Figuren ausnahmslos vielschichtig und maximal unberechenbar. „Von widerborstig, abgründig über charmant und verführerisch bis zu atemberaubend verletzlich. Und das nicht nacheinander, sondern gleichzeitig.“ So begründete die Diagonale-Jury 2011 die Verleihung des Schauspielpreises - seiner, unvorstellbar, ersten Auszeichnung. Sechs Jahre später wird der Burg-Rockstar mit den hohlen Wangen und dem Gänsehaut produzierenden Blick am 28. März in Graz mit dem Großen Diagonale-Schauspielpreis für die Verdienste um die österreichische Filmkultur geehrt. Begründung: Er lote „die Grenzen als Künstler aus und ist bereit, sie zu übertreten - mit Liebe, mit Leidenschaft und mit einer großen Vielfalt an schauspielerischem Können“. Und, wenn es sein muss, mit sturer Haltung: Mit seiner Neudichtung eines „Talisman“-Couplets brachte es Krisch 2014 in der Burgtheateraffäre auf Zeitungstitelseiten.

Er kämpfte mit dem Ensemble für jenes Haus, in das er mit 22 Jahren von Claus Peymann geholt wurde: er, der gelernte Tischler ohne Schauspielausbildung. 28 Jahre später ist er noch immer da. Als kratzbürstiger Querdenker brilliert er auf der Bühne. Im Film verkörpert er häufig irrationale Typen, die unter Strom stehen: im oscarnominierten „Revanche“ einen Kleinganoven, in „Jack“ den Resozialisierungs-Darling und Mörder Jack Unterweger, in „Finsterworld“ einen Einsiedler, der durchdreht. Aktuell ist er im Kino im Hollywoodthriller „A Cure for Wellness“ als zugeknöpfter Hausmeister zu sehen. Unter der Oberfläche, da brodelt es. Garantiert.