Schon 2008 hatte Leander Haußmann in seinem Buch "Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe" prophezeit, dass Bob Dylan einmal den Literatur-Nobelpreis bekommen wird. Mittlerweile hat er ihn bekommen, der Rest der Geschichte dürfte bekannt sein. Geraume Zeit tauchte Bob, der Große, völlig unter. Und auch um die geplante Preisverleihung machte er einen ziemlich weiten Bogen.  Echte Dankesworte fehlen nach wie vor. Darauf bezieht sich auch der Titel des Dylan-Stücks "Die Danksager", das zudem die letzte Premiere und somit auch ein Abgesang auf den scheidenden Langzeitregenten Claus Peymann ist. Das Resulat ist allerdings ernüchtern.

Ärgernis

Lustloses Geklampfe, Gesänge weit unter Talentproben-Niveau und eine haarsträubende Story, die den späten Literaturnobelpreis für Bob Dylan mit dem Ende des Berliner Ensembles zusammen zwingt. Über weite Strecken ist der Zweistünder im Berliner Ensemble ein Ärgernis. Wer Bob Dylans Songs mag, wird leiden, weil sie laienhaft, seelenlos und ohne Sinn für die geschliffenen Lyrics heruntergesungen werden.

Zehn Imitatoren

Wer vom eigentlich kongenialen Duo Leander Haußmann und Sven Regener, das schon lustige Filme zusammen schuf, ein richtiges Theaterstück erwartet, wird sich darum betrogen sehen. Nicht mal cool bunt, wie sonst beim verspielten, Bild-verliebten Haußmann, ist dieser bunte Abend.

"Die Danksager", das sind hier zehn Bob Dylan-Imitatoren, Lookalikes aus unterschiedlichen Schaffensperioden des Meisters. Der frühe Countryman, der Protestsänger, der christlich Inspirierte, der Elektrisierte, der Never Ending Tourman am Klavier.

Nummernrevue

Sie alle haben Nummern gezogen und dürfen sich nun nach der sie überraschenden Bekanntgabe mit einer Dankesrede für den Literaturnobelpreis an die Akademie, also an das Publikum, richten. Bekanntlich hat Dylan diese Rede bislang verweigert. Im Berliner Ensemble wird nun nur platt über den Unsinn der höchsten Literaturauszeichnung für einen Rock'n Roller hergezogen, über die viel zu späte Ehrung gelästert und sie wird in Beziehung gesetzt zu den handelsüblichen Theaterpreisen.

Theater-Abgesang


Einmal mehr wird nämlich vor dem dicken roten Samtvorhang das Ende der Ära Peymann als das Ende allen Theaters beschworen. Die Bob Dylan-Darsteller sind also wohl die letzten Schauspieler, angeleitet von lustlosen Assistenten und einem Dramaturgen, der in seiner Rede an die Akademie die Unterschätzung seines Handwerks beklagt.

Abschied von Peymann

Ziemlich gegen Ende, wenn der Vorhang in der total untheatralen Veranstaltung endlich einmal hochgeht, kommt auch noch der viel beschworene General auf die Bühne. Es ist Bob Dylan als Claus Peymann in Gestalt von Carmen Maja Antoni. Nur: die ganze Gleichung geht ganz und gar nicht auf, bleibt lebloses Konstrukt. Da hagelt es Buhs in die Bravos des Schluss-Applauses. Verschont davon bleibt der leibhaftigte Claus Peymann, der sich allerdings einen schöneren Abend verdient hätte. Denn zum Ende der Saison muss er, nach 18 Jahren als Theaterchef, das Berliner Ensemble verlassen.