Mit einer hochkarätig besetzten "Bestandsaufnahme zu der sich verändernden Situation in Europa heute" startet das Akademietheater ins neue Jahr: Regisseurin Barbara Frey inszeniert mit "Ein europäisches Abendmahl" einen von fünf Autorinnen geschriebenen Text, der als "subjektiver, manchmal schwarzhumoriger Gang durch den Herrschaftsdiskurs" angekündigt wird. Am Freitag wird er uraufgeführt.

Die Liste der eingeladenen Autorinnen kann sich dabei ebenso sehen lassen wie die Liste der Schauspielerinnen, die an diesem Abend auf der Bühne stehen werden. Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek widmet sich in ihrer Textfläche "Die Frau aus Österreich" der Ankunft von Flüchtlingen in Europa aus Sicht einer Protagonistin der Aufnahmegesellschaft, die zwischen Willkommenskultur und Furcht vor den "Anderen" in eine Sinnkrise stürzt und sich vor dem mythologischen Stier fürchtet. Sylvie Rohrer interpretiert den zweiteiligen Text, der sich gewohnt bissig und vielschichtig den Perspektiven der Österreicher widmet.

Kirsten Dene gibt Mari, die die aus Ungarn stammende deutsche Autorin Terezia Mora vor die Haustüre schickt, um sich trotz kosmopolitischer Vergangenheit vor den Bettlern vor dem Supermarkt zu fürchten. "Ich liebe dich jetzt schon" heißt der Beitrag der finnisch-estnischen Schriftstellerin Sofi Oksanen, in dem sie mit Mary (Catrin Striebeck) und Darja (Katharina Lorenz) zwei Frauenfiguren schafft, die sich der Mutterschaft aus unterschiedlicher sozioökonomischer Perspektive nähern: Während Mary in London ihre Koffer packt, um in Kiew ihre Eizellspenderin Darja zu treffen, macht sich diese Gedanken über ihre aus finanzieller Not getroffenen Entscheidung.

Monolog für eine Ausländerin

Die aus Georgien stammende Nino Haratischwili widmet sich in "Die Barbaren. Monolog für eine Ausländerin" der Putzfrau Marusja (Maria Happel), die in einem zum Flüchtlingsheim umgewandelten Gemeindehaus ihrer Arbeit nachgeht. Sie, die bereits lange im Westen lebt und versucht hat, sich als Einwanderin von ihrer besten Seite zu zeigen, muss feststellen, dass sie naiv war. Jenny Erpenbeck, deren Flüchtlingsroman "gehen ging gegangen" 2015 für Furore sorgte, zeigt uns "Die Frau im Bikini". Frida-Lovisa Hamann verkörpert eine Frau, die Angst hat, auf die Straße oder ins Schwimmbad zu gehen.

"Fünf Autorinnen aus fünf Ländern haben Frauenfiguren für diesen Abend geschrieben, die sich mit unserer Lage in Europa heute auseinandersetzen", heißt es in der Ankündigung des Burgtheaters. "Radikaler Islamismus, Flüchtlinge, Ratlosigkeit über die Zukunft der europäischen Idee, Gewalt gegen Frauen und der weltweite Verteilungskampf zwischen Arm und Reich destabilisieren unsere Gesellschaften."

(S E R V I C E - Jenny Erpenbeck, Nino Haratischwili, Elfriede Jelinek, Terézia Mora, Sofi Oksanen: "Ein europäisches Abendmahl", Regie: Barbara Frey. Uraufführung im Akademietheater am 27. Jänner, 19.30 Uhr. Weitere Termine: 31.1., 4. und 11. 2. Infos und Karten unter www.burgtheater.at)