Ihren bis dato letzten großen Kinoauftritt hatte Christine Ostermayer an der Seite von Karl Merkatz im Seniorenliebesfilm "Anfang Achtzig" von Sabine Hiebler und Gerhard Ertl - was ihr 2013 auch eine Nominierung für den Österreichischen Filmpreis einbrachte. Am Donnerstag (15. Dezember) nun feiert die Schauspielerin mit Wahlheimat München tatsächlich den titelgebenden runden Geburtstag.

Kindertheater

Dabei spielte sich Ostermayers Karriere primär auf den berühmten Brettern, die die Welt bedeuten, ab und nicht auf der Kinoleinwand, steht Ostermayer doch schon seit ihrem siebenten Lebensjahr auf der Bühne, als sie im Wiener Kindertheater auftrat. Seither spielte sie an nahezu allen wichtigen Häusern des deutschsprachigen Raums, darunter auch die Wiener Kammerspiele, wo sie 2010 in "Ralph und Carol" an der Seite von Otto Schenk das vorgerückte Alter thematisierte.

Mit Schenk verbindet Ostermayer eine lange Zusammenarbeit: Unter seiner Regie spielte sie Anfang der 1970er-Jahre in Shakespeares "Was ihr wollt" bei den Salzburger Festspielen, an der Burg 1982 neben Helmuth Lohner in Goethes "Faust", im Theater an der Josefstadt in Tschechows "Die Möwe" und O'Neills "Fast ein Poet". An der Josefstadt feierte sie 1999 auch als Schenks Partnerin in Turrinis "Josef und Maria" große Erfolge.

Erst Tanz, dann Spiel

Schließlich stammt Christine Ostermayer auch aus Wien, wo sie am 15. Dezember 1936 geboren wurde. Sie absolvierte eine Tanzausbildung, bevor sie mit 16 Jahren an das Max-Reinhardt-Seminar ging. Ihr Debüt gab sie in Essen als Julia in Shakespeares "Romeo und Julia", später wechselte sie zum Ensemble der Wuppertaler Bühnen. Zwanzig Jahre lang - von 1963 bis 1983 - blieb sie dann dem Bayerischen Staatsschauspiel München treu, wo sie unter anderem in den Shakespeare-Stücken "Wie es euch gefällt" (1968) als Rosalind und als Isabella in "Maß für Maß" (1973) zu sehen war. Mehrmals arbeitete sie auch mit Ingmar Bergman zusammen, wurde zur Bayerischen Staatsschauspielerin ernannt, erhielt 1975 die Josef-Kainz-Medaille und zur Jahrtausendwende den Nestroy-Ring.

Von Nestroy bis Pfarrer Braun

Seit ihrem Abschied vom Bayerischen Staatsschauspiel arbeitete Ostermayer vor allem am Theater in der Josefstadt und am Münchner Volkstheater, etwa 1996 zusammen mit Ruth Drexel in Lida Winiewicz' "Späte Gegend". Mit dem bewegenden Dialog begeisterten sie auch jahrelang bei den Tiroler Volksschauspielen in Telfs. Weitere Stationen waren - neben Rollen bei den Salzburger Festspielen in Nestroys "Talisman" und mehrfach beim "Jedermann" - u.a. das Deutsche Schauspielhaus Hamburg, Düsseldorf, Berlin, Zürich und das Württembergische Staatstheater Stuttgart. Auch im Fernsehen war Ostermayer von Anfang an zu bewundern - von "Und ewig schweigen die Männer" über Serien wie "Der Bulle von Tölz", "Tatort" und "Pfarrer Braun" bis zuletzt zum Fernsehfilm "Göttliche Funken" (2014).