Am 19. März 1938, acht Tage nach dem Anschluss, verlässt Felix von Geldern seine Heimatstadt Wien: Es ist ihm unerträglich, Deutscher zu werden. Seinen Wunsch, als amerikanischer Soldat gegen Hitler in den Krieg zu ziehen, macht seine Fehlsichtigkeit zunichte, den Wunsch der gut situierten Familie, ihm sein Leben in New York zu finanzieren, sein Stolz - der Jurist arbeitet als Buchhändler. Das Heimweh hat ihn in der Hand, bis er im Juni 1946 mit seiner Großmutter Viktoria nach Wien zurückkehrt, um - „Du bist der beste Mann dafür“, hatte Onkel Richard beschlossen - diverse Familienangelegenheiten zu regeln. 

Grinzing ohne Wein, Menschen ohne Hoffnung

Das Wien, das Felix verlassen hat, gibt es nicht mehr. Die Stadt liegt in Trümmern, Grinzing erscheint ihm als „Lourdes für Mutlose“, die Menschen ohne Hoffnung. Während die Großmutter nach dem Motto „Wer leben will, kann nicht für gestern leben“ ins Menuhin-Konzert geht und resolut bei hohen US-Militärs vorstellig wird, um loszuwerden, was ihrer Meinung nach falsch läuft,  will Felix in Wien einfach nur glücklich sein. Es gelingt nicht, die Begegnungen mit seiner Mutter, mit einem ehemaligen Professor, mit früheren Freunden enden frustrierend. Die spontan geschlossene Ehe mit seiner tot geglaubten große Liebe endet fatal. Der Rückkehrer Felix ist nicht willkommen. Die Oper liegt in Schutt und Asche, nicht so die alten Ressentiments, Antisemitismus und nationalsozialistische Gesinnung. Man tut so, als wäre nichts gewesen.

Ernst Lothar. Die Rückkehr. Zsolnay, 431 Seiten, 26,80 Euro.


Ernst Lothar ist wie sein Protagonist Felix im Exil zum Amerikaner geworden. Zurück im Nachkriegs-Wien, war der Regisseur, den Doron Rabinovici im Nachwort als eine Art „Wunderwuzzi von Wien“ vorstellt, für die Entnazifizierung der Künstler zuständig. Sein im Exil geschriebener „Der Engel mit der Posaune“, verfilmt mit Paula Wessely und Attila Hörbiger, war ein Riesenerfolg, um den autobiografisch gefärbten Roman „Die Rückkehr“ machte man 1949 einen großen Bogen.

Die Distanz von Jahrzehnten legt die Lektüre nahe, zumal in so manchem Keller (siehe Burschenschaften) noch immer Leichen liegen. Wie heißt es einmal so treffend: Alles ändert sich fantastisch, alles bleibt fantastisch gleich.