Ein fiktiver Song über die selbstmörderische Welt liefert den Refrain, den Bombendonner des Romans und auch den Titel. „Full Hands Empty Hearts/It’s a Suicide World“. Nach ihrem virtuosen Abstecher in die hermetische Dorfgemeinschaft „Unterleuten“, reich an subtilen Milieuschilderungen und bedrohlichem Hintergrundrauschen, wirkt Juli Zeh nun in ihrem im Jahr 2025 angesiedelten Polit-Thriller wie eine Wutbürgerin, die eine Buchlunte vorlegen wollte, die von beiden Seiten her brennt. Und einer politisch völlig apathischen Gesellschaft symbolisch den Hintern abfackelt.

In Deutschland regiert die rechte Besorgte Bürger Bewegung, der IS-Terror ist abgehakt und erledigt. Vielleicht geht es den Menschen gut, sogar besser als früher, heißt es zynisch im Roman. Irrtum. Denn geblieben sind, als Reaktion auf die Abgestumpftheit, die Selbstmordanschläge von vermeintlichen Weltverbesserern. Spezialisiert auf die Suche nach Suizid-Kandidaten hat sich ein in Braunschweig ansässiger „Beratungsverein“, der sich „Die Brücke“ nennt und von einem recht bieder auftretenden Pärchen betrieben wird.

Juli Zehs Intention ist klar: Jeder möge in einer maroden Welt seinen Lebensmodus überprüfen. Aber diesmal fährt sie mit der Gesellschaft nicht fest entschlossen Schlitten, sie entschied sich für die Geisterbahn. – Ein holpernder Horrortrip mit Kippfiguren, seelenleer.