Sachsen hat über Jahrhunderte Geschichte in Europa geschrieben. Zuletzt waren es 1989 die Leipziger und Dresdner, die die friedliche Revolution in der DDR antrieben und für den Fall der Mauer maßgeblich mitverantwortlich waren. Der Ruf „Wir sind das Volk“ wurde auf sächsischen Straßen bei Montagsdemonstrationen geprägt.

Doch seit wenigen Jahren steht das ostdeutsche Bundesland wieder im Scheinwerferlicht. Diesmal verhilft die islamfeindliche Pegida-Bewegung den Sachsen zu einem zweifelhaften Ruf. Denn die Demonstrationen entfalten nur im Freistaat ihre Wirkung und bleiben dort dauerhaft erhalten. In keinem anderen Bundesland ist auch die rechtsextreme NPD im politischen Prozess so stark wie hier. Ist das also ein vorrangig sächsisches Phänomen?

Heike Kleffner und Matthias Meisner haben sich in „Unter Sachsen“ (Ch. Links Verlag, 312 Seiten, 18 Euro) gemeinsam mit 38 anderen Autorinnen und Autoren auf die Spurensuche begeben. In Analysen, Reportagen und Interviews kommen sie zu überraschenden Einblicken und Erkenntnissen, die nicht nur einseitig und vorurteilsbeladen an das Problemland herangehen. Es ist aber auch ein guter Überblick darüber, wie sich die Radikalisierung der gesellschaftlichen Mitte in Ostdeutschland schleichend vollzieht.