Der Rauriser Literaturpreis 2018 geht an die Wiener Schriftstellerin Raphaela Edelbauer für ihr Prosadebüt "Entdecker. Eine Poetik". Den Rauriser Förderungspreis erhält der gebürtige Salzburger Florian Gantner. Das gab der für Kultur ressortzuständige Landesrat Heinrich Schellhorn (Grüne) am Freitag anlässlich der Präsentation des Programms für die diesjährigen Rauriser Literaturtage bekannt.

Edelbauer sei mit ihrem Buch "das ungewöhnlichste und gewitzteste deutschsprachige Debüt des Jahres geglückt", heißt es in der Begründung der Jury. Der experimentelle Text der 27-Jährigen wäre eine poetische Annäherung an die Naturwissenschaft. Der 1980 in Neukirchen am Großvenediger geborene und in Wien lebende Schriftsteller Gantner wurde für seinen Text "Dakizo" ausgezeichnet, der sich mit Fragen aktueller Protestkultur und der Allgegenwärtigkeit des Überwachens befasst. Der Rauriser Literaturpreis ist mit 8.000 Euro, der Förderungspreis mit 4.000 Euro dotiert und wird zum Auftakt des Literaturfestivals verliehen.

Vorstellungen von Kindern und Jugendlichen

Die Rauriser Literaturtage, die heuer vom 4. bis 8. April stattfinden, stehen unter dem Motto "Frühe Jahre". Kindheitsbilder seien "Konstruktionen in den Köpfen der Erwachsenen", zitierte Intendantin Ines Schütz die Kindheitsforscherin Imbke Behnken. Die Wahrnehmung der Kindheit werde von der Zeit und der Kultur geprägt. Die Wahrnehmung der eigenen Kindheit ändere sich aber auch im Lauf der Zeit, Literatur reflektiere solche Phänomene. Gleichzeitig bestimmten aber auch Literaturerfahrungen die Vorstellung von Kindern und Jugendlichen von der Welt. Wie aktuell Kindheit als Thema der Literatur sei, zeige auch die Tatsache, dass fast alle Autoren, die nach Rauris kämen, aus ihren jüngsten Werken lesen, meinte Intendant Manfred Mittermayer.

Die prominenten Gäste

Mit Monika Helfer, Paulus Hochgatterer, Felix Mitterer und Peter Henisch haben die Rauriser Literaturtage wieder viele bekannte Namen zu Gast. Den Auftakt machen Lesungen von Karin Peschka und Julia Weber. Beide Autorinnen befassten sich in ihren Texten nicht mit einem "rosa verklärten Kindheitsbild", sondern mit Kindern in apokalyptischen, völlig aus der Ordnung geratenen Situationen, kündigte Mittermayer an. "Wiener Kindl" von Peschka handelt von einem verwaisten Kind, das nach dem Untergang der Stadt in Gesellschaft von Hunden zu überleben versucht. Die junge Schweizerin Julia Weber schildert in ihrem Debüt "Immer ist alles schön" das beklemmende Leben zweier Kinder mit einer alkoholkranken Mutter.

Das Thema von Goethes "Wahlverwandtschaften" greift der deutsche Autor Mirko Bonne in seinem Buch "Lichter als der Tag" auf. Am Samstag gibt es eine Matinee, die der Lyrik gewidmet ist. Ein Gespräch über Literatur, die Programme in den Schulen, von Germanistikstudenten moderierte Autorengespräche und die Schreibwerkstatt komplettieren das Programm der zum 48. Mal stattfindenden Literaturtage.