Gerade eben hat Maja Haderlap den mit 40.000 Franken dotierten Max-Frisch-Preis der Stadt Zürich zugesprochen bekommen. Ihre Lyrik und Prosa vereine poetische Brillanz mit politischer Brisanz, hieß es in der Jurybegründung. Nach dem Bachmann-Preis ist dies die bisher renommierteste Auszeichnung für die Dichterin aus Bad Eisenkappel. Nun präsentiert die 56-Jährige gemeinsam mit dem Maler und Fotografen Manfred Bockelmann ein Kunstprojekt, das insbesondere die Poesie und Sinnlichkeit in den Vordergrund rückt.

„Habe Hände, die du nicht siehst,/um dich zu halten, zu würgen/Und falle doch ohne Halt,/wenn ich stürze und stürze . . . “ Dieses Poem schrieb Haderlap unter einen sogenannten Love Tree, den Bockelmann auf der US-Insel Sanibel im Golf von Mexiko fotografierte.

Foto von Manfred Bockelmann trifft Lyrik von Maja Haderlad
Foto von Manfred Bockelmann trifft Lyrik von Maja Haderlad © KK

„Ich war ganz fasziniert von diesen Bäumen, eine Ficus-Art, weil ihre ineinander verschlungenen Luftwurzeln sowohl an erotisch-menschliche Verstrickungen als auch an tödliche Umarmungen erinnern“, erzählt der 74-Jährige über sein Faible für den auf der ganzen Welt vorkommenden „Würger“. Später kam er auf die Idee, die vom ihm eingefangenen Bilder auch in Worte fassen zu lassen und landete bei Maja Haderlap, deren „Engel des Vergessens“ er über alle Maßen schätzt. Die Dichterin ließ sich nicht lange bitten und schrieb für zehn „Love Tree“-Porträts, die sie unter Hunderten Fotos auswählen konnte, einen dazu passenden Fünfzeiler. Von jedem Bild entstanden schließlich drei Abzüge, die nun in der Wiener Galerie Frey präsentiert werden.

Die Autorin Maja Haderlap
Die Autorin Maja Haderlap © (c) APA/GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER)

„Wir werden mit unserem Projekt auf jeden Fall weitermachen“, sagt Manfred Bockelmann, der mit seinem international beachteten Holocaust-Projekt „Zeichnen gegen das Vergessen“ ähnliche Wunden der Vergangenheit bearbeitet wie Maja Haderlap mit ihrem preisgekrönten Roman über den Widerstand der Kärntner Slowenen während der NS-Herrschaft.