Für sein Buch über die Suche nach seinem verschollenen Vater ist der Schriftsteller Hisham Matar am Montag in München mit dem Geschwister-Scholl-Preis 2017 ausgezeichnet worden. Münchens Bürgermeister Dieter Reiter (SPD) gratulierte dem in London lebenden libyschen Autor zu der Auszeichnung.

Reiter beklagte, dass das gewaltsame Verschwindenlassen von Kritikern in totalitären Staaten, in Kriegen und Bürgerkriegen ein bis heute gebrauchtes Mittel der Repression und Einschüchterung geblieben sei. Matar, Sohn libyscher Eltern und geboren 1970 in New York, wuchs in der libyschen Hauptstadt Tripolis und nach der Emigration seiner Familie in Kairo auf. Als er 20 Jahre alt war, verschwand sein Vater. Der Geschäftsmann und ehemalige Diplomat hatte eine Partisanentruppe gegen den Diktator Muammar al-Gaddafi geleitet und wurde entführt.

Das Buch zeuge von der überwältigenden Widerstandskraft des menschlichen Geistes und den Tugenden der Erinnerung, hatte die Jury befunden. Damit erinnere das Werk im weitesten Sinn an das Vermächtnis der Geschwister Scholl und sei geeignet, bürgerliche Freiheit sowie moralischen und intellektuellen Mut zu fördern.

Hans und Sophie Scholl gehörten in der Nazi-Zeit in München zur studentischen Widerstandsgruppe "Weiße Rose". Sie wurden nach der Verbreitung von Flugblättern gegen Adolf Hitlers Gewaltherrschaft festgenommen und von den Nationalsozialisten ermordet. Dem Schein nach wurde ihnen zwar ein Prozess gemacht, in dem sie zum Tode verurteilt wurden, aber es war ein Prozess zur Vernichtung politischer Gegner, der mit rechtsstaatlicher Prozessführung nichts zu tun hatte.

Der mit 10.000 Euro dotierte Geschwister-Scholl-Preis soll an die mutigen Studenten erinnern, die im Februar 1943 mit der Guillotine hingerichtet wurden. Der Preis wird von der Landeshauptstadt München gemeinsam mit dem bayerischen Landesverband im Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben.