Rund 350.000 Österreicher haben etwas mit weltbekannten Schriftstellern wie Ernest Hemingway, Charles Bukowski, oder Jack London gemeinsam: Sie sind alkoholkrank. Die Psychiatrie setzt in der Therapie immer mehr auf Aktivierung der persönlichen Ressourcen der Betroffenen.

Ein von der Initiative "Fit for Life" in Österreich ins Leben gerufener neuer Literaturpreis für Betroffene soll das fördern. "Der Umgang der Gesellschaft mit dem Phänomen der Alkoholabhängigkeit verändert sich im Lauf der Geschichte langsam aber stetig.

Waren früher noch moralische Zuschreibungen und damit der Ausschluss aus der Gesellschaft und die Verteufelung übliche Haltungen, so hat sich ab dem 19. Jahrhundert doch die Erkenntnis durchgesetzt, dass es sich dabei um kein Charakterübel, sondern um eine behandlungswürdige und behandelbare Erkrankung handelt", schrieb der Psychiater und Wiener Suchtspezialist Harald David, ehemals Leiter der entsprechenden Fachabteilung am Otto-Wagner-Spital in Wien.

Während die Behandlungsstrategien für Alkoholkranke zunächst in sozialer Isolation und Stigmatisierung (Arbeitshäuser) bestanden hätten, seien später medikamentöse und psychotherapeutische Zugänge entwickelt worden. "Seit die Entzugsbeschwerden relativ leicht behandelt werden können und Delirien nur mehr selten in den psychiatrischen Kliniken zu sehen sind - die meisten Alkoholentzugsprobleme werden schon erfolgreich in Notfall- und Unfallstationen abgefangen - steht die Rehabilitation im Vordergrund der Bemühungen", betonte der Experte. Zunehmend stehe jetzt das Erreichen eines selbstbestimmten und selbstbewussten Lebens auf lange Sicht im Fokus. Dazu benötige man die "salutogenen Ressourcen" des einzelnen Betroffenen, die wieder aktiviert werden müssten. Schreiben bzw. künstlerisches Schreiben sei hier eine der Möglichkeiten.

Deshalb wurde von der Initiative mit David als einem der Hauptproponenten der "Fit for Life"-Literaturpreis ins Leben gerufen. Er richtet sich an Menschen, die sich irgendwann einmal nachweislich mit ihrer Alkoholproblematik auseinandergesetzt haben und gleichzeitig schriftstellerisch tätig sind.

Die Teilnahme an diesem Wettbewerb steht jeder Person frei, die auf irgendeine Weise (Behandlungsbestätigung, Ambulanzkarte einer Fachambulanz, Patientenbrief) nachweisen kann, dass sie sich irgendwann einmal - egal ob freiwillig oder fremdbestimmt mit dem Thema - beschäftigt haben.

"Mit dem Entschluss, sich auch mit diesem Teil der eigenen Geschichte in der Öffentlichkeit zu präsentieren, ist ein wesentlicher Schritt zur Überwindung der Verleugnung gesetzt. Wenn es darüber hinaus noch gelingt, mit Stolz sein eigenes Schaffen zu präsentieren und sich selbstbewusst zu vertreten - dies auch mit allen Gefahren des Scheiterns - dann hat man nicht nur für sich, sondern auch für andere Mitbetroffene eine Grenze zur Gesellschaft überwunden", sagte der Psychiater.

Anerkennung gibt es - der Einsendeschluss geht bis 31. Jänner 2018 - durch die Bewertung der Arbeiten durch eine prominente Jury von österreichischen Autorinnen und Autoren: Karin Ivancsics, Manfred Chobot und Gerhard Ruiss.