"Auf den Spuren von Gustav Klimt" - Spaziergänge durch Wien

2018 ist nicht nur das Jahr des Republiksjubiläums. 2018 jähren sich auch die Todestage bedeutender Künstler zum hundertsten Mal: von Egon Schiele, Otto Wagner, Koloman Moser und - am 6. Februar - von Gustav Klimt. Gregor Auenhammer lädt aus diesem Anlass in einem neuen Buch zu einer Spurensuche ein. Er verspricht "ein Abtauchen in eine historische Lebenswelt, eine feuilletonistische Expedition zu und mit berühmten Persönlichkeiten des Wiener Fin de Siècle. Entlang biografischer, geografischer, literarischer und künstlerischer Eckpunkte wie Geburtsdatum, Sterbedatum, Schulen, Wohnadressen, Wirkungsstätten und Orten, wo bis heute Spuren der Protagonisten zu vermuten und entdecken sind." Der Autor ist keinen trockener Reiseführer, sondern ein Flaneur mit blumiger Ausdrucksweise und pointierten Ansichten.

Er beginnt seinen Spaziergang durch Wien gleich beim nicht existenten Gustav Klimt-Denkmal (das gibt es nur in Unterach am Attersee) - und fordert sogleich energisch dessen Errichtung: "Wenn das nicht zum hundertsten Todestag geschieht, dann nie ..." Dagegen wettert er leidenschaftlich gegen den "Klimbim-Klimtizismus", mit dem die Andenkenindustrie das Werk des Künstlers zum Kitsch herabwürdigt und dafür sorgt, dass kein Tourist "Wien ohne einen Kuss verlässt". Ansonsten bietet das Buch zwischen Geburtshaus und Grabmal viele Möglichkeiten, sich mit seinem Werk und seinen Leben auseinanderzusetzen.

Auenhammer bezieht die großen Museen und Orte, an denen seine Kunst zu bewundern ist, ebenso mit ein wie seine Wohnungen und Ateliers, markante Bezugspunkte seines Umfelds und des Lebens im Fin de Siècle, getreu seinem Motto: "Es sollen nicht die Werke der Künstler beschrieben werden, sondern Wege und Umwege des künstlerischen Prozesses. Personen aus dem sozialen sowie gesellschaftlichen Umfeld, Lebensumstände, Galanterien, Petitessen, Exaltiertheiten und Beziehungsgeflechte sollen zur Seele des Menschen hinter weltweit Verehrtem führen." Präsentiert wird das Buch an einem denkbar geeigneten Ort - in der Hietzinger "Klimt-Villa".

"Feindliche Gewalten" - Geschichte und Nicht-Restitution des Beethovenfrieses

Mit einem der berühmtesten Werke von Gustav Klimt, dem Beethovenfries, beschäftigt sich die Kunsthistorikerin und Restitutionsspezialistin Sophie Lillie in ihrem Buch "Feindliche Gewalten", das auf ihrem im Auftrag von den Erben nach Erich Lederer verfassten Gutachten basiert. Denn der für eine Ausstellung in der Wiener Secession 1902 gemalte monumentale Bilderzyklus ist einer der prominentesten und umstrittensten Fälle, in denen der Rückgabebeirat eine Empfehlung gegen die Restitution aussprach. Der nach dem Kunstrückgabegesetz erforderliche "enge Zusammenhang" zwischen Ausfuhrverfahren und Ankauf durch die Republik "war nicht gegeben, weder in zeitlicher noch kausaler Hinsicht", hieß es 2015 dazu. Lillie hält dies für eine Fehlentscheidung. Sie argumentiert dagegen und beklagt die Intransparenz des Verfahrens. "Das Urteil beugte sich der Staatsräson und dem populistischen Konsens, ein derart wertvolles Meisterwerk sei für Österreich zu erhalten", schreibt sie.

Der Beethovenfries in der Wiener Secession
Der Beethovenfries in der Wiener Secession © APA/ROBERT JAEGER

Ihr Buch schildert aber nicht nur "Das Ringen um Gustav Klimts Beethovenfries", sondern auch seine Entstehung und die lange, wechselhafte Geschichte seiner Aufbewahrung und Wieder-Aufstellung. Denn der Fries, der sich ab 1915 im Besitz des 1938 von den Nationalsozialisten enteigneten Sammlerehepaares August und Szerena Lederer befand, wurde lange in Depots unter fragwürdigen konservatorischen Bedingungen aufbewahrt - was auch ein wichtiges Thema bei den sich bis 1972 ziehenden Ankaufsverhandlungen war.

Noch im Februar 1943 schmückten sich übrigens die Nationalsozialisten bei einer Klimt-Schau in der Secession mit zahlreichen Werken aus der beschlagnahmten Sammlung Lederer. Von den dort gezeigten Bildern der Sammlung überstanden nur zwei "per Traktor und Kulissenwagen überstellte" Teile des Beethovenfrieses die letzten Kriegstage. Der Rest verbrannte oder ist seither verschollen.