Mit dem Gedichtband „Die unvollendete Liebe“ wurde Christine Lavant Ihre Jugendliebe, die Sie nie mehr losgelassen hat. Wann war klar, dass Sie die Lavant als Mäzen nicht mehr loslassen wollen?


HANS SCHMID: Es begann mit dem Anruf einer Kulturpolitikerin aus Kärnten, dass der wunderschöne Nachlass von Dr. Otto Scrinci verkauft wird und das Land, es gab damals anscheinend Unstimmigkeiten mit Jörg Haider, nicht interessiert war. Ich habe diesen Nachlass gekauft, ebenso den Nachlass von Dr. Purtscher. In diesen Nachlässen befinden sich unglaubliche Schätze. Ich habe zum Beispiel den Reisepass von Christine Lavant, ausgestellt auf Christl Habernig, geborene Thonhauser, Kunstmaler-Gattin; frühe Zeichnungen, Aquarelle. Dann habe ich die Familie Wigotschnig (Anm.: Armin Wigotschnig war der Lavant-Neffe und Erbe) kennengelernt und wir haben uns geeinigt, dass ich dieses Erbe antrete, aber dafür sorgen muss, dass es endlich die vertraglich fixierte Gesamtausgabe der Werke von Christine Lavant gibt. Jetzt ist im Wallstein Verlag bereits Band 3 erschienen, 2018 kommt der vierte und damit ist die Gesamtausgabe komplett.


Sie haben die Internationale Lavant-Gesellschaft gegründet und werden nach dem erfolgreichen Start jedes Jahr einen Lavant-Preis vergeben.


So ist es, man muss darauf achten, dass unsere Aktivitäten nach dem 100-Jahr-Jubiläum nicht abflachen. Wir haben die Filmrechte von Lavants „Das Wechselbälgchen“ an Julian Pölsler vergeben, demnächst bekomme ich den Entwurf fürs Drehbuch. Da soll ohne Druck ein internationaler Film entstehen.


Wie hat sich Ihr Blick auf das Werk der Lavant mit den Jahren verändert?


Aus der Jugendliebe ist ein inniges Verhältnis geworden. Ich habe immer einen Lyrikband auf dem Nachtkästchen liegen, weil man da einfach reinlesen kann. Nachdem ich ihre Vita nun viel besser kenne, habe ich einen ganz anderen Zugang. Band 3 mit noch nie veröffentlichter Lyrik ist hochinteressant. Nachdem Christine Lavant angegriffen wurde, weil sich Leute in ihren Prosatexten erkannt haben, hat sie das dann autobiografisch in die Lyrik übertragen.


Weil es in Gedichten leichter war, zu verschleiern ...


Ja, das ist richtig, man glaubt es kaum. Es sind ja 1800 Gedichte und 1200 Druckseiten. Unglaublich, dass das vergessen wurde. Ingeborg Bachmann ist mit dem Bachmann-Preis in aller Munde. Ich gebe zu, dass das auch ein Hintergedanke für den Lavant-Preis war.


An welchen Kulturprojekten sind Sie noch beteiligt. Man hört vom Beethoven Haus in Wien, von den Toleranzgesprächen in Fresach?


Von den Toleranzgesprächen habe ich mich zurückgezogen, ich konzentriere mich voll auf Christine Lavant. Was ich noch mache – ich ergänze unsere Sammlung immer wieder mit Bildern, so habe ich vor ein paar Wochen zwei Lassnigs gekauft, und unterstütze hie und da kleine Ausstellungen. Interessanterweise habe ich aber viele Kärntner Künstler in meiner Sammlung. Das hat sich einfach so ergeben. Ich kaufe Kunst nur nach Bauch, also es bewegt mich oder nicht. Mich hat der Nötscher Kreis immer interessiert. Und dann habe ich noch einiges von einem Kärntner Giganten: nämlich Herbert Boeckl.


Und die hängen alle bei Ihnen zu Hause und im Büro?


Die gehören zu meiner Stiftung, begünstigt sind Kultur und Soziales. Punkto Soziales habe ich ein Projekt mit Professor Siegfried Meryn „Nein zu krank und arm“. In der Nähe des Wiener Hauptbahnhofs planen wir ein „Bauhaus der sozialen Innovation“, das in hohem Maß soziale und gesellschaftliche Wirkung haben wird. Wir sind gerade dabei, die Finanzierung aufzustellen.


Und das Beethoven Haus?

Beethoven hat ja bei Mayer am Pfarrplatz gewohnt. Die Wohnung soll im Zuge eines Umbaus (Anm.: Jänner 2018) saniert werden, mit Unterstützung des Wien Museums. Interessant ist ja, dass ich auch das Haus habe, in dem Mozart gestorben ist. Nämlich das Kaufhaus Steffl in Wien.


Sie unterstützen auch die Vienna Capitals. Verraten Sie, in welchem Verhältnis Ihr Sponsoring auf Kultur und Sport verteilt ist?


Wir wollen keine Zahlen nennen, aber wir teilen. Die Stiftung macht viel und ich privat auch einiges.


Aber im Steffl und beim Gemischten Satz macht der Mäzen Pause und schaut aufs Geschäft?


Tja, Mäzenatentum kann man sich nur leisten, wenn die Einnahmen entsprechend sind. Von der Substanz darf man kein Geld rausziehen. Mit dem Steffl sind wir sehr erfolgreich und wir sind jetzt die größten Winzer in Wien. Aber zuvor haben wir auch bei der Gastronomie jahrelang hineingebuttert und saniert.