Patti Smith wird statt Bob Dylan bei der Verleihung des Literaturnobelpreises am 10. Dezember in Stockholm auf der Bühne stehen. Die US-Rocksängerin (69, "Because the Night") werde Dylans Song "A Hard Rain's A-Gonna Fall" vortragen, wie die Schwedische Nobelpreis-Akademie am Montag per Twitter mitteilte.

Literaturnobelpreisträger Dylan (75) habe wiederum eine Dankesrede vorbereitet, die beim Nobel-Bankett vorgelesen werden solle. Wer das tun wird, blieb zunächst unbekannt. Auch noch unklar ist, wann Dylan seine Nobel-Vorlesung halten wird, wie Sara Danius, Chefin der Schwedischen Akademie, der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Es ist Bedingung, dass der Gewinner des Literaturnobelpreises innerhalb von sechs Monaten nach der Verleihung eine Nobel-Vorlesung hält. Traditionell halten die Preisträger diese in der Woche vor der Zeremonie. Nach Angaben der Nobel Stiftung werde Nobel-Juror Horace Engdahl Dylan und sein Werk bei der Verleihung vorstellen. Allerdings werde niemand in Abwesenheit Dylans den Preis entgegennehmen, sagte Jonna Petterson von der Stiftung.

Auch Obama bekam Korb

Mitte November hatte die Akademie mitgeteilt, dass der Sänger nicht zur Verleihung des mit umgerechnet gut 800.000 Euro dotierten Literaturnobelpreises kommen werde. Als Grund habe Dylan andere Verpflichtungen genannt. Der Musiker gab nicht nur den Schweden einen Korb: Der 75-Jährige wird auch einer Einladung von Barack Obama ins Weiße Haus nicht folgen, wie vor einigen Tagen ein Sprecher des US-Präsidenten in Washington sagte. Der Präsident lädt die Nobelpreisträger aus den USA traditionell vor ihrer Reise nach Stockholm ein, um ihnen zu gratulieren.

Dylan war im Oktober für seine poetischen Neuschöpfungen in der amerikanischen Songtradition ausgezeichnet worden. Der Schwedischen Akademie war es lange nicht gelungen, den Musiker persönlich ans Telefon zu bekommen, was Unmut auslöste. Ein Jurymitglied warf dem Musiker vor, unhöflich zu sein. Erst nach zwölf Tagen meldete sich Dylan bei den Schweden und versicherte, dass er sich sehr geehrt fühle.

In der Geschichte der Nobelpreise waren schon andere Preisträger nicht zur Preisverleihung erschienen, doch meist weil sie erkrankt waren oder auch politische Gründe hatten. So wies der russische Schriftsteller Boris Pasternak 1958 auf Druck des Sowjet-Regimes den Preis zurück. Der britische Dramatiker Harold Pinter konnte 2005 aus Krankheitsgründen nicht kommen. Auch Elfriede Jelinek hatte 2004 die Teilnahme an der feierlichen Zeremonie mit Hinweis auf psychische Probleme und Angst vor großen Menschenansammlungen abgesagt.