Kill or Capture“, also „Töten oder Fangen“, so lautete der Auftrag des US-Präsidenten Barack Obama. Die Order galt dem meistgesuchten Terroristen Osama bin Laden. Der Rest ist Geschichte - oder auch nicht. In der Geheimoperation „Neptune's Spear“ wurde der Al-Kaida-„Scheich“ am 2. März 2011 in seinem hermetisch abgeschirmten Wohnhaus in Pakistan erschossen. „Geronimo“ war bin Ladens Codename, diesen Titel trägt nun auch Leon de Winters Thriller, angesiedelt auf reichhaltigem Boden für Verschwörungstheorien. Zumal es schon kurz nach der Blitzaktion höchst unterschiedliche Angaben über den Ablauf gab.

Autor Leon de Winter
Autor Leon de Winter © (c) EPA (ARNE DEDERT)

Ein idealer Fall für den niederländischen Bestsellerautor Leon de Winter, der Schein und Wirklichkeit gerne aus den Angeln hebt und in seinem Thriller eine völlig neue Version serviert: Beim Einsatz und der angeblichen Liquidierung sei einiges aus dem Ruder gelaufen, Osama bin Laden erfreue sich bester Gesundheit. Natürlich ist auch der Roman mit einem Ex-CIA-Agenten als Protagonist prall gefüllt mit Finten und Täuschungen. Leon de Winter singt, keineswegs zum ersten Mal, ein Loblied auf den israelischen Geheimdienst. Und auch die Liebe zur Musik kommt nicht zu kurz. Diesmal sind es Bachs „Goldberg-Variationen“, die zwar eine wichtige Rolle in seinem Buch spielen, aber ebenso zwischen Kitsch und freiwilliger oder unfreiwilliger Satire schwanken wie die geschilderten nächtlichen Moped-Ausflüge des Top-Terroristen oder dessen beträchtlicher Viagra-Verbrauch.

Was soll's? Nichts Genaues weiß man nicht. Und spannend, spekulativ und temporeich ist die Winter-Variation allemal.