Theaterchefs und Veranstalter sehen in dem am Montag präsentierten Papier gute Möglichkeiten für zunehmend besetzte Säle. Das Konzept haben 20 Wissenschafter in den vergangenen Wochen erarbeitet, es wird von gut 40 Sport- und Kultureinrichtungen getragen.

"Wir wollen der Politik einen Weg aufzeigen, wie es zurück gehen könnte", sagte der Berliner Gesundheitsökonom Florian Kainzinger am Montag in Berlin während der Präsentation des Papiers, an dem 20 Wissenschafter verschiedener Fachrichtungen mitgewirkt haben. Einen konkreten Zeitpunkt wollten die Beteiligten nicht nennen. Es gehe um eine Zusammenschau von verschiedenen Kriterien, "zentrale Frage ist die Belastung des Gesundheitswesens", sagte Kainzinger.

"Wir können nicht alles absperren, bis die letzte Person geimpft ist." Aus Sicht von Georg-Christian Zinn, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin in Ingelheim, soll das Konzept "möglichst vielen Zuschauern die Möglichkeit geben, an den Veranstaltungen teilzunehmen". Als Vertreter der Theater sagte Klaus Dörr, Intendant der Volksbühne Berlin: "Wir können jeden Tag starten."

Besetzung zwischen 25 und 30 Prozent

Der Leitfaden sieht zunächst ein Basiskonzept zur Rückkehr von Zuschauern vor. Bei geschlossenen Räumen wie Konzerthäusern, Theatern, Opern, Hallen oder Arenen soll jeweils ein Hygiene-, Lüftungs- und Infektionsschutzkonzept notwendig sein. Zudem werden Konzepte zum Ein- und Auslass sowie für An- und Abreise verlangt. Damit werde eine Besetzung zwischen 25 und 30 Prozent möglich. Im Außenbereich wird bei vergleichbaren Standards eine Auslastung von bis zu 40 Prozent als möglich betrachtet.

Für mehr Auslastung dienen Spezialkonzepte, wobei ein Hygienekonzept mit hohen Standards "Wildwuchs" verhindern soll. Ein Maximalmodell erfordert etwa digitales Kontaktmanagement und Antigen-Tests vor jeder Veranstaltung. Mit solchen Maßnahmen ist laut Konzept eine "Vollauslastung von Opern, Konzerten und Sportereignissen" möglich.

Zu den Unterstützern zählen Expertinnen und Experten etwa aus den Bereichen Infektiologie und Virologie, Raumlufttechnik, Gesundheitsökonomie sowie Sport- Kultur- und Rechtswissenschaften. Mitgezeichnet haben Deutscher Fußball-Bund, Handballbund, Volleyband-Verband, Basketball Bund mit ihren jeweiligen Liga-Verbänden ebenso wie der Bühnenverein mit zahlreichen Einzeltheatern. Aus dem Veranstaltungsbereich sind einige Hallen und Arenen dabei.

Von einem "richtigen Weg" sprach Berlins Kultursenator Klaus Lederer. "Die Initiative ist nicht hoch genug einzuschätzen", sagte der Linke-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Abgestufte Konzepte mit der Kombination aus wissenschaftlicher und praktischer Expertise, interdisziplinärer Zusammenarbeit und die Differenzierung mit großer Bandbreite seien ein "starkes Signal".

"Es braucht eine Perspektive, die uns Hoffnung und Ansporn gibt, damit wir wegkommen von den Durchhalteappellen ohne Aussichten auf Verbesserungen", sagte Lederer, der derzeit auch die Kulturministerkonferenz der deutschen Bundesländer leitet. Dies müsse allerdings im vollen Wissen um die Gefahren des Virus und entsprechend realistischer Einschätzung geschehen.

Coronataugliches Kulturleben

"Sobald Öffnungen möglich sind, müssen Kultur, Sport und Veranstaltungen unter Einschätzung des spezifischen Risikos von Formaten dabei sein", sagte Lederer. Die Konzepte ermöglichten sehr viel Risikobeherrschung und eine größere Sicherheit als in vielen Alltagssituationen. "Dem muss die Politik Rechnung tragen."

Andrea Zietzschmann, Intendantin der Berliner Philharmoniker, sprach von der Notwendigkeit, das kulturelle Leben "so gut es geht mit Corona zu gestalten". Es werde eine konkrete Perspektive aufgezeigt für Zuschauer bei Veranstaltungen. "Die Kunst lebt davon", Kultur gehöre zu den Grundbedürfnissen der Gesellschaft.

"Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass der Vorhang bald wieder hochgehen kann, und wir wieder für unser Publikum da sein können", sagte der Chef der Komödie Berlin, Martin Woelffer. Der Intendant des Friedrichstadt-Palastes, Berndt Schmidt, sieht in "endlosen Schließungen im Kunstbetrieb" keine politische Antwort auf Corona. "Auch eine Pandemie eröffnet Spielräume."

Für den Deutschen Kulturrat, Spitzenverband von 261 Kultureinrichtungen und -verbänden, sagte Geschäftsführer Olaf Zimmermann: "Wir wollen wieder öffnen und wir wollen die Menschen, die unsere Einrichtungen besuchen oder in ihnen arbeiten, vor dem Virus schützen." Das Konzept von Kultur, Sport und Wissenschaft zeige, dass beides gehen könne.