Während sich um die Jahrhundertwende in Wien Sigmund Freud anschickte, den menschlichen Geist in der Tiefe zu analysieren, machten sich auch die Autoren der "Jung Wien"-Bewegung auf, den Menschen aus neuer Perspektive zu beleuchten. Den Parallelen und Abgrenzungen dieser beiden wesentlichen Strömungen widmet das Sigmund Freud Museum nun eine eigene Schau.

"Parallelaktionen" versammelt vier prototypische Kleiderschränke, die sich Arthur Schnitzler, Karl Kraus, Hugo von Hofmannsthal und Felix Salten widmen. Auch wenn es sich um keine Originale aus dem jeweiligen Hausstand handelt, hat man doch Wert auf eine hypothetische Authentizität gelegt, unterstrich Kuratorin Daniela Finzi bei der Präsentation am Donnerstag: "Die Kästen hätten dort stehen können."

Im schnitzlerschen Biedermeier-Schrank zeichnen die Exponate etwa die Gedanken des Autors über Freud als Übersetzer nach, während im Karl Kraus zugeordneten altdeutschen Kasten das Bild vom erbitterten Freud-Gegner als Klischee entlarvt wird. Es habe eine Phase der gegenseitigen Wertschätzung gegeben, bevor eine amouröse Affäre zum Zerwürfnis geführt habe, so Finzi. Keinen nachgewiesenen persönlichen Kontakt gab es indes zwischen Hofmannsthal und Freud, weshalb hier das parallele Interesse, etwa an der Beschäftigung mit der Antike, im Vordergrund steht. Und bei Felix Salten, Autor von Bestsellern wie der "Josefine Mutzenbacher" oder "Bambi", findet sich unter anderem ein Faksimile von Freuds Dankesbrief auf einen Artikel in der "Neuen Freien Presse" zur Errichtung des Lueger-Denkmals.

Letzte Ausstellung vor dem Umbau

So entblättert die kleine Schau ein Wechselspiel aus gegenseitiger Beeinflussung und bewusster Abgrenzung, das ein Schlaglicht auf die Bewegungen der Zeit wirft. "Parallelaktionen" ist dabei in Kooperation mit dem Ludwig Boltzmann Institut entstanden, das heuer in zahlreichen Schauen über Wien verteilt den Jung-Wien-Literaten huldigt. "Parallelaktionen" stellt die letzte Sonderschau dar, bevor das Freud Museum 2019 seine Pforten zum großen Umbau schließt. Denkbar sei, dass die Kästen dann einzeln oder in Gruppe auf Reise in Bezirksmuseen oder Volkshochschulen gehen.

Bezüglich der Finanzierung des Umbaus, zeigte sich der kaufmännische Leiter Peter Nömaier im Gespräch mit der Austria Presse Agentur zuversichtlich. Stadt Wien und Bund unterstützten den Umbau mit 2,5 Mio. Euro, während die restliche Summe zu den Gesamtprojektkosten von 3,9 Millionen Euro vom Museum selbst aufgebracht werden muss. Neben Eigenmitteln setzt man hier auf Crowdfunding und Spenden, wodurch schon 700.000 Euro fixiert seien. Neu aufgelegt wurde nun eine Crowdfunding-Initiative (www.respekt.net/freudspenden) zur Übersiedelung der 40.000 Medien umfassenden psychoanalytischen Bibliothek in ein gemeinsames Stockwerk.