Ein Universalgelehrter  war er, im wahrsten und raren Sinn des Wortes. Mit seinem enormen Fachwissen prägte und bildete er nicht nur Generationen von Germanisten aus - er bildete sie, nicht zuletzt durch seinen präzisen, anderen und einzigartigen Blick auf die Literatur. Grillparzer, Stifter, Grimmelshausen oder Schnitzler - sie alle erschienen in den von Werner Welzig herausgebenen Werken in einem gänzlich neuen Licht. Aber er erkannte schon sehr früh die herausragenden dichterischen Fähigkeiten von Thomas Bernhard und Peter Handke. Überragt wurden all diese Schriften durch seine intensiven Auseinandersetzungen mit Karl Kraus. Sie führten auch zum bedeutsamsten Opus von Werner Welzig, dem mehr als tausend Seiten umfassenden "Wörterbuch der Redensarten"  zu der von Karl Kraus 1899 bis 1936 herausgegebenen Zeitschrift "Die Fackel". Ein großer, feinsinniger Gelehrter, daheim in allen wichtigen Denkwelten. Und diese schloss auch Erasmus von Rotterdam und Abraham a Santa Clara mit ein.

Kritischer Geist

Werner Welzig, 1935 in Wien geboren, wuchs in Bad Aussee auf, studierte Germanistik und Geschichte an den Universitäten Wien und Paris, im Alter von knapp 30 Jahren lehrte er als damals jüngster Universitätsprofessor  an der Universität Wien. Zwölf Jahre lang, von 1991 biss 2003 leitete er die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung des Landes, die Österreichische Akademie der Wissenschafter. Er trat nicht nur als kritischer Denker und Mahner in Erscheinung, sondern auch als pointierter, sprachlich enorm präziser Redner, stets auch daheim in der hohen Kunst der geschliffenen Worte.