Heute hat "Jedermann" am Burgtheater Premiere. Stimmt nicht ganz. Gezeigt wird nicht Hugo von Hofmannsthals "Spiel vom Sterben des reichen Mannes", wie es seit fast hundert Jahren auf dem Salzburger Domplatz zu sehen ist, sondern "jedermann (stirbt)" des jungen steirischen Dramatikers Ferdinand Schmalz. Die Uraufführung inszeniert der Schweizer Regisseur Stefan Bachmann.

Schmalz, regierender Bachmann-Preisträger, wurde vor zwei Jahren von Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann gefragt, ob er den bekannten Stoff der Läuterung eines maßlosen und anmaßenden Menschen angesichts des Todes in die Gegenwart transponieren wolle. "Ich finde es total mutig von Ferdinand Schmalz, dass er sich das aufgeladen hat, und ich finde, er macht das auf eine schöne Weise - weil er nicht krampfartig alles anders und alles besser machen will und trotzdem dem Ganzen ein neues Aussehen und eine neue Wirkungskraft verleihen kann", sagt Stefan Bachmann im Gespräch mit der APA. "Es ist ein spannender Versuch, und es macht Spaß, mit dem Text umzugehen."

Europäische Luxusinsel

"jedermann (stirbt)" spielt in einem Garten bei Wien, wo ein heutiger Unternehmer eine exklusive Feier abhalten möchte und sich dabei von der Außenwelt abschottet: "ohne festung auch kein fest". "Der Garten ist ein gutes Bild für unsere europäische Luxusinsel", sagt der Regisseur, der sich an dem knapp zweistündigen Abend jedoch weniger an Aktualitäten oder Vergleichen abarbeiten, sondern ganz auf das neue Stück einlassen möchte. Schon das Personenverzeichnis zeigt ganz neue Akzente: "Der Glaube kommt nicht mehr vor, dafür hat Jedermann eine Frau bekommen. Buhlschaft und Tod sind eine Figur, der Gute Gesell und der Teufel bilden als 'teuflisch gute Gesellschaft' eine Figur. Der Teufel steckt in uns drin."

Erst im vergangenen Sommer hat der 51-Jährige eine "Jedermann"-Vorstellung am Domplatz besucht. "Das Problem ist, dass sich in Salzburg das Ritual vor den Inhalt schiebt. Es grenzt schon an eine kollektive Verdrängungsleistung, dass es dort nicht um den Tod geht, sondern um Fragen wie die Besetzung oder das Dekolleté der Buhlschaft. Und natürlich findet das eigentliche Theater ja im Zuschauerraum statt, wo zu 80 Prozent Dirndl und Trachten getragen werden. Da glaube ich schon, dass unsere Aufführung wieder mehr in die Tiefe des Stückes führen wird.