Ein Blick auf das Musikjahr 2017, der außergewöhnlich oft in Philadelphia, manchmal in Seattle oder Sydney hängenbleibt und auch einen Steirer zum definitiven Dutzend zählt. 

Viel Genuss beim Durchhören!

Dan Auerbach - Waiting on a Song

Wer überzeugt ist, dass Liebe und Leichtigkeit ein schönes Paar abgeben, findet in Dan Auerbach (u.a. Black Keys), seinen musikalischen Apostel. "Waiting on a song" und die gleichnamige Auftaktnummer lassen auch an tristeren Tagen viele bunte Schmetterlinge aufsteigen.

Coco Hames - I Don't Wanna Go 

Zehn Jahre lang ließ sich Lindsay "Coco" Hames (The Ettes) mit ihrem Solo-Erstling Zeit. Dafür wärmt das Album nun mit schier unbändiger Lebensfreude. Musikalisch angesiedelt zwischen Country, Folk und Pop findet man auf dem titellosem Album Einflüsse von den Byrds, den Doors oder Dusty Springfield. Als Single zu empfehlen: die Herumhüpf-Nummer "I don't wanna go".

Kettcar - Sommer '89

Eine der Erzählungen des auslaufenden Musikjahres lieferten die Hamburger Indie-Rocker von Kettcar. Die skizzierte Flucht aus der DDR, verstanden als Kommentar zu aktuellen Flüchtlingsdebatten, ist eine differenzierte Liebeserklärung an alle, die nicht zuschauen, sondern helfen. Und gleichzeitig Teil des ersten Kettcar-Albums seit 2012. 

The Afghan Wings - Toy Automatic

Dreimal gegründet, zweimal aufgelöst. Die Bandgeschichte der Soul-Rocker aus Ohio ist keine lineare, ebenso viele Brüche finden sich im aktuellsten Afghan-Wings-Album "In Spades". "Toy Automatic" beeindruckt mit dem Zusammenspiel von grungigem Gitarrensound und Greg Dullis Gefühl für eingängige Melodien.

Son Of The Velvet Rat - Love's the Devil's Foe

Drei Jahre nach "Firedancer" setzte der in Kalifornien lebende Steirer Georg Altziebler aka Son Of The Velvet Rat heuer wieder ein ausdrucksstarkes Ausrufezeichen. Die charismatische Stimme und der reduzierte Sound wurden längst zum Markenzeichen, stilistisch bewegt sich Altziebler trittsicher im weiten Feld zwischen Folk, Blues und Country.

Strand of Oaks - Radio Kids 

Schon 2014 ließ Timothy Showalter mit "Heal" eines der Alben des Jahres auf die Musikwelt los, heuer legte der Indie-Folkrocker mit "Hard Love" mächtig nach. Besonders voluminös und gelungen: "Radio Kids".

Courtney Barnett & Kurt Vile - Continental Breakfast

Sie swingen sich lässigst durch ein Album, das angereichert mit einigen Cover-Versionen gleichzeitig als große Verbeugung voreinander wirkt. Das "Continental Breakfast" frühstücken der US-Amerikaner Kurt Vile und die Australierin Courtney Barnett, vereint in interkontinentaler Freundschaft, besonders rührselig.

The War On Drugs - Holding On

Von Kurt Vile direkt zu dessen musikalischer Geburtsstätte. Bis 2008 werkte Vile für The War On Drugs, die er gemeinsam mit Adam Granduciel gründete und mittlerweile zu den ganz Großen im internationalen Indie-Rock zählen. Und das, obwohl die Band aus Philadelphia heuer mit "A Deeper Understanding" erst das vierte Album aufnahm. Ein Album, das mit akribisch getrimmtem, perfekt abgemischtem Sound begeistert.

William Patrick Corgan - Processional

"Billy" nennt sich mittlerweile außergewöhnlich oft William Patrick. Wenigstens an der Frisur hat der unverwechselbare Frontman der Smashing Pumpkins aber auch als Solo-Künstler wenig verändert. Mit "Ogilala" veröffentlichte der Neo-50er sein zweites Allein-Album, erstmals produziert von Rick Rubin. Außergewöhnlich reduziert. Mit Corgans Stimme und Gitarre oder Corgans Stimme und Piano.

Fleet Foxes - Naiads, Cassadies

Nach sechs Jahren Besinnungspause kehrt der us-amerikanische Männerchor dankenswerterweise auf die Bühnen dieser Welt zurück. Das Gefühl der Beach Boys ins Heute transferiert, schließt "Crack-Up" nahtlos an die millionenfach verkauften Vorgänger an. Die Fleet Foxes, selbst wollen sie "baroque harmonic pop jams" machen, in Exzellenz: "Naiads, Cassadies".

The Clientele - Everyone You Meet 

Ein Song, der aus der Zeit fällt. Das Video in wackeligem 4:3, die Stimme irgendwo ganz weit weg. Via "Everyone You Meet" entführt die britische Folkpopband The Clientele mit jazzigem Schlagzeug und herrlichen Trompeten-Einschüben in eine Welt, die so schlimm gar nicht sein kann. Abtauchen, mitfühlen!

Moon Duo - Creepin'

Für den kraftvollen Abschluss dieser Aufzählung sollen Moon Duo sorgen. Mit Occult Architecture Vol. 1+2 brachte die Band aus San Francisco heuer ein monumentales Doppel heraus. Von "psychedelischer Gitarrenglasur" schrieben gewogene Kritiker. Das lassen wir so gelten.