Jetzt ist noch einer abgesprungen. Wenn heute Vormittag die Hearings um den Posten des wissenschaftlichen Leiters im Universalmuseum Joanneum losgehen, stellen sich statt der eingeladenen drei nur noch zwei Kandidaten den Fragen der Auswahlkommission: Einer hat gestern abgesagt. Dabei hatte es, wie berichtet, für den Chefposten in Österreichs zweitgrößtem Museum überhaupt nur sieben Bewerber gegeben. Dass der Job schon so gut wie fix an den den aktuellen Alleingeschäftsführer Wolfgang Muchitsch vergeben wird, hat sich in der Szene wohl herumgesprochen. Muchitsch, der bis 2003 als Beamter im Büro des SP-Kulturlandesrats Peter Schachner-Blazizek arbeitete, agiert seither als wissenschaftlicher Geschäftsführer des Museums. Seit dem Abgang des künstlerischen Intendanten Peter Pakesch 2015 führt er das Haus allein. Dass man ihm nun das peinliche Ausschreibungsverfahren nicht erspart, wenn man ihn ohnehin wiederbestellen will, liegt wohl daran, dass das Universalmuseum künftig wieder per Doppelspitze geführt werden soll. Allerdings nicht fokussiert auf künstlerische und wissenschaftliche Agenden. Denn statt einer eigenen künstlerische Leitung mit zum Beispiel Innovationslust und spannenden Zukunftsvisionen wird es künftig zur wissenschaftlichen eine kaufmännische Leitung geben.

Die Wirtschaftsagenden des Universalmuseums erfüllt laut Insidern zwar tadellos der Prokurist Markus Enzinger. Aber auch die kaufmännische Geschäftsführerin stand angeblich schon lange vor den Hearings fest. Es ist die Ex-SP-Kultursprecherin im Landtag, Alexia Getzinger. Ursprünglich sollte sie nach halber Legislaturperiode die VP-Landesschulratspräsidentin Elisabeth Meixner ablösen. Die will nun aber 2018 Bildungsdirektorin werden, für die ausgebildete Kulturmanagerin Getzinger gab es einen Deal zwischen SPÖ und ÖVP – was die „rote“ Doppelspitze“ im UMJ erst möglich machte.


Durchwinken darf den Old School-Postenschacher der „Reformpartner“ eine fünfköpfige Hearingkommission, bestehend aus dem UMJ-Kuratoriumsvorsitzenden Kurt Jungwirth, dem Aufsichtsratsvorsitzenden Franz Marhold, dem Krankenhausmanager Christian Lagger, dem Architekten Wolfdieter Dreibholz und der Gleichbehandlungsbeauftragten Sabine Schulze-Bauer. Üblich sind in solchen Jurys eigentlich auch internationale Museumsexperten. Aber die würden in Graz möglicherweise stören.