Rubens und Raffael sind die Stars des Ausstellungsherbsts in Wien, doch nachhaltig verändern wird sich die Museumslandschaft am 25. Oktober: Mit einer "Weltmusikshow, kuratiert von Andre Heller", öffnet das Weltmuseum Wien, das frühere Völkerkundemuseum, nach mehrjährigen Umbauten und Umplanungen seine Tore. Natur und Architektur sind weitere Schwerpunkte in den kommenden Wochen. Der Saisonstart steht im Zeichen der Albertina. Ab 8. September zeigt das Haus mit Pieter Bruegel dem Älteren den bedeutendsten niederländische Zeichner des 16. Jahrhunderts. Seine komplexe Bildwelt, humorvoll und volksnah, scharfsinnig und kritisch zugleich, wird in "Das Zeichnen der Welt" in rund 100 Werken präsentiert - viele davon aus dem hauseigenen, umfangreichen Bestand, manche zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen.

Bereits am 29. September folgt der nächste Paukenschlag: Mehr als 60 Handzeichnungen aus Albertina-Besitz bilden den Grundstock für die erste monografische Schau zu Raffael, die je in Österreich zu sehen war. An die 130 Zeichnungen und 18 Gemälde zeigen sämtliche Schaffensphasen dieses Universalgenies der Hochrenaissance. Die Fotografieabteilung des Hauses präsentiert ab 25. Oktober Robert Frank, den Erneuerer der Street-Photography.

Der Museumsverband des Kunsthistorischen Museums bündelt seine Kräfte im Oktober: Ab 17. versammelt "Rubens. Kraft der Verwandlung" über 70 Leihgaben aus den großen Sammlungen der Welt. Die Sonderausstellung soll es erstmals ermöglichen, "Das Pelzchen" und andere Meisterwerke aus Wien im Kontext von Peter Paul Rubens' Vorzeichnungen, Ölskizzen, Tafelbildern und Leinwänden neu zu erleben und seine Inspirationsquellen zu studieren.

Das Weltmuseum Wien, das am Nationalfeiertag gratis zugänglich sein wird, startet mit gleich vier Ausstellungen, darunter "Pop-Up World: Erzählungen" und "Lisl Ponger: The Master Narrative". Die Antikensammlung zeigt anlässlich des 90. Geburtstags des Vorarlberger Steinbildhauers und Wotruba-Schülers Herbert Albrecht bereits ab 19. September die Schau "Stein und Bronze". Im Unteren Belvedere widmet man sich ab 20. Oktober unter dem Titel "Herausforderung Moderne" dem künstlerischen Austausch zwischen Wien und Zagreb um 1900 und ab 17. November der "Kraft des Alters" - eine Themenschau, die historische und zeitgenössische Positionen zum fortgeschrittenen Lebensalter einander gegenüberstellt. Das 21er Haus ehrt ab 20. September die Anwärter des sechsten "BC21 Art Award" und ab 27. September in "Duett mit Künstler_in" die Partizipation als künstlerisches Prinzip.

Natur

Zweimal stößt die Natur auf die Kunst. Ab 13. September zeigt das KunstHausWien in "Visions of Nature" Fotografie- und Videoarbeiten zur Lage von Natur und Umwelt im Zeitalter des Anthropozäns. Das mumok beleuchtet ab 23. September in "Naturgeschichten. Spuren des Politischen" Wechselbeziehungen von Natur und Geschichte in der modernen Kunst. Gezeigt werden "Darstellungen von Natur, die auf gesellschaftliche Prozesse und zeitgeschichtliche Ereignisse Bezug nehmen". Die Schau "Kunst ins Leben!" schließlich widmet sich ab 10. November dem Sammler Wolfgang Hahn.

Das Leopold Museum präsentiert eine große Personale über Anton Kolig (ab 22. September), die bisher umfangreichste Retrospektive zu Ferdinand Hodler (ab 13. Oktober) und den großen Dichter Victor Hugo von seiner wenig bekannten Seite als bildender Künstler (ab 17. November). Die Secession startet mit Nicole Eisenman, Toni Schmale und Chadwick Rantanen (ab 14. September) in den Herbst.

In der Kunsthalle Wien sind ab 28. September Designobjekte der Niederländerin Ineke Hans zu sehen: Die Schau "Was ist Loos?" untersucht den Einfluss von Digitalisierung und Urbanisierung auf unser Leben und entwirft gestalterische Lösungen für gegenwärtiges Wohnen und Arbeiten. "Wenn etwas zu lang ist - mach es länger", rät der deutsche Künstler, Webdesigner und ausgebildete Weber Thomas Bayrle ab 25. Oktober im MAK. In seiner Ausstellung verbindet er traditionelle handwerkliche Techniken mit der computergenerierter Kunst des Informationszeitalters und lässt sich dabei von der MAK-Sammlung inspirieren. Nur eine Woche lang sind im Architekturzentrum Wien die Ergebnisse eines transnationalen und interdisziplinären Labors für urbane Alternativen zu sehen ("Actopolis - Die Kunst zu handeln", 7. bis 15. Oktober), gleich vier Monate stehen dagegen Baurecht und Normen im Mittelpunkt ("Form folgt Paragraph", ab 23. November).

"Ganz Wien. Eine Pop-Tour", die große Herbstausstellung des Wien Museums, zeigt ab 14. September sechs Jahrzehnte Wiener Popgeschichte, dargestellt anhand von Hotspots der Musikszene. Diese Tour führt zu Lokalen, Diskotheken, besetzten Häusern, Radiostationen und Studios. Ab 5. Oktober widmet man sich in "Geteilte Geschichte. Viyana Bec Wien" dem Alltag der Arbeitsmigranten aus Jugoslawien und der Türkei seit den 1960er-Jahren.

Kunsthaus Graz

Das Kunsthaus Graz thematisiert in Zusammenarbeit mit dem Festival steirischer herbst ab 23. September die vielseitige Grazer Architektenszene, im Linzer Lentos schaut man ab 29. September in die "Sterne" und zeigt "Kosmische Kunst von 1900 bis heute". "Folklore" lautet das Motto der ersten Herbstschau im Museum der Moderne am Salzburger Mönchsberg (ab 7. Oktober), und das Kunsthaus Bregenz widmet sich zum 20-Jahr-Jubiläum seinem Erbauer, dem Schweizer Architekten Peter Zumthor ("Dear to Me", ab 16. September).