Zähne und sogar Haarsträhnen haben sich über 2.000 Jahre erhalten. Die Mumien im Universitätsmuseum von Sanaa sind ein wertvoller archäologischer Schatz. Doch ob sie die nächsten Monate überdauern werden, ist ungewiss. Die Kämpfe im Jemen drohen auch die Zeugnisse der Geschichte des Landes zu zerstören.

"Selbst unsere Mumien sind vom Krieg betroffen", sagt Abdulrahman Dscharallah, der die archäologische Fakultät der Universität in der Hauptstadt leitet. "Die Mumien brauchen ein geeignetes und kontrolliertes Raumklima und regelmäßige Pflege, zum Beispiel müssen sie alle sechs Monate desinfiziert werden."

Doch meist fehlt der Strom, um die Mumien zu klimatisieren. Und auch an den nötigen Chemikalien mangelt es, weil die Häfen blockiert sind. "Manche Mumien haben zu faulen begonnen, und wir haben damit zu tun, den Gestank unter Kontrolle zu bringen", sagt Dscharallah. "Zum einen macht uns die Konservierung der Mumien Sorgen, aber auch die Gesundheit der Menschen, die damit zu tun haben."

Fehlende Klimatisierung setzt den Mumien zu
Fehlende Klimatisierung setzt den Mumien zu © APA/AFP/MOHAMMED HUWAIS

Manche der Mumien stammen aus der Zeit der heidnischen Königreiche, die in der Region um 400 vor Christus herrschten. "Diese Mumien sind greifbare Zeugnisse der Geschichte unserer Nation", sagt der Archäologe. Aber auch außerhalb des Museums bedroht der bewaffnete Konflikt mit den Huthi-Rebellen im Süden der Arabischen Halbinsel Schätze vergangener Zeiten.

Die im Hochgebirge gelegene Altstadt von Sanaa ist seit mehr als 2.500 Jahren bewohnt und beherbergt einige der frühesten islamischen Bauwerke. Mehr als hundert Moscheen und 6.000 Häuser wurden vor dem 11. Jahrhundert errichtet. Die hohen Wohntürme aus rotbraunen Lehmziegeln sind mit weißen Ornamenten verziert, die Fenster aus buntem Glas.

Kopf einer Mumie in Sanaa
Kopf einer Mumie in Sanaa © APA/AFP/MOHAMMED HUWAIS

1986 setzte die Unesco Alt-Sanaa auf die Liste des Weltkulturerbes. Nachdem das Nachbarland Saudi-Arabien im März 2015 mit Bombenangriffen in den Bürgerkrieg eingriff, zählt die Kulturorganisation der Vereinten Nationen die Altstadt zu den bedrohten Stätten. Bei einem Luftangriff auf das alte Zentrum im Juni vor zwei Jahren wurden fünf Menschen getötet und viele der alten Häuser und eine osmanische Festung zerstört.

Die jemenitischen Archäologen dringen im eigenen Land und auf internationaler Ebene darauf, sie beim Erhalt der Mumien zu unterstützen. "Wir brauchen Nachschub und Experten für die Konservierung", sagt Fahmi el Ariki vom Universitätsmuseum. Bis dato ist jedoch keine Unterstützung in Sicht. Die Archäologen sind dennoch zuversichtlich, dass das archäologische Erbe auch diesen Krieg überdauern wird. "Jemen ist voll mit Stätten des Altertums", sagt Dscharallah. "Und viele mumifizierte Überreste sind noch gar nicht entdeckt."