Frühstückseinladung bei Brigitte Pizzera, Mama des Kabarettlieblings Paul. Sie empfängt uns in ihrer neuen Wohnung in Graz, der Sohnemann hat Brötchen mitgebracht. Die Räume sind noch leer, der herzenswarme Umgang der Mama mit ihrem „Mamabub“ wärmt die kahle Wohnung schnell. „Nervös?“, fragt er sie und streichelt über ihre Hand.

Er hätte es nicht in Worte kleiden müssen, dass er auf sie aufpasst. Das spürt man. Es ist ihr erster gemeinsamer Auftritt.

Frau Pizzera, wann haben Sie das Lied das erste Mal gehört?
BRIGITTE PIZZERA: Er hat mir das Lied am Vorabend von meinem Geburtstag geschickt. Dann habe ich es mir angehört. Und geweint.

Wie kam es zur Idee für diesen Song?
PAUL PIZZERA: Ich wollte der Mama schon lange so ein Lied schreiben. Sie ist sicher die wichtigste Konstante, die ich in meinem Leben habe, und sie hat mir immer das Gefühl gegeben, dass ich alles, was ich machen will, auch machen darf. Ohne sie wäre ich sicher nicht da, wo ich jetzt bin.


Was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn, wenn Sie Ihre Beziehung charakterisieren müssten?
BRIGITTE PIZZERA: Vertrauen und Zuneigung. Und: Sein lassen, nicht verbiegen wollen, sondern sich lieber daran freuen, was da ist. Das war immer mein Zugang, ich habe immer versucht, dass er herausfinden kann, was er gerne möchte, und dass ich ihn nicht mit Empfehlungen zudecke.


PAUL PIZZERA: Ich habe mich von dir immer verstanden und respektiert und geliebt gefühlt. Bis auf die Ansage „Die Schule machst fertig“ hat es eigentlich keine Vorgaben gegeben, wie ich mein Leben zu gestalten habe. Außer vielleicht noch die eine: „Wer feiern kann, kann am nächsten Tag auch arbeiten.“
BRIGITTE PIZZERA: Ich habe immer versucht, seine Gefühle zu respektieren. Es gab Zeiten, da war das ein bisschen schwierig. In der Pubertät war ich ihm manchmal peinlich, dann sind wir getrennt Straßenbahn gefahren. Er ist hinten eingestiegen, ich vorn. Kann man das akzeptieren, schafft man eine Vertrauensbasis – unsere ist wirklich schön.
PAUL PIZZERA: Ja, das ist sie.


Was haben Sie von Ihrer Mama für Ihr Leben gelernt?
PAUL PIZZERA: Empathie, den anderen Menschen so nehmen, wie er ist. Dass man für sich selber einsteht. Dazu Verlässlichkeit, Pünktlichkeit, Pflichtbewusstsein. Und Kochen.
BRIGITTE PIZZERA: Und Selbstständigkeit, Wäsche zu waschen, den Haushalt zu erledigen.
PAUL PIZZERA: Das ist doch selbstverständlich! Du hast mich auch den Wert des Lesens gelehrt. Du hast mir immer Unmengen an Artikeln rausgesucht und gesagt: „Ich weiß, du schaust es dir eh nicht an, aber vielleicht einen davon.“


Und was hat Ihr Sohn Sie über Ihr Leben gelehrt?
BRIGITTE PIZZERA: Dass man zu sich selber steht, zum Beispiel. Sein Spruch war immer: „Wenn dich etwas stört, dann ändere es. Und wenn du es nicht änderst, dann stört es dich nicht genug.“ Ich bewundere ihn für seinen Mut. Mir ist es nicht wichtig, dass ich alles weiß. Es ist gut, dass er sein eigenes Leben hat und weiß, was er mir zumutet. Ich lerne von ihm auch eine Lockerheit. Das ist schön.
Hat das Rampenlicht etwas zwischen Ihnen verändert?
BRIGITTE PIZZERA: Vielleicht in dem Punkt, dass ich nun aufgrund seines unregelmäßigen Tagesablaufs mehr Rücksicht nehme, wann ich mich bei ihm melde. Deswegen warte ich nun, wann er sich meldet.
PAUL PIZZERA: Sie schreibt mir meistens. Und aus den Zeilen kann ich dann entnehmen, wie dringend es ist. Kannst du dich noch erinnern, dass du anfangs immer wolltest, dass ich mich jedes Mal melde, wenn ich nach einem Auftritt wieder daheim angekommen bin?
BRIGITTE PIZZERA: Ja, das hat sich mittlerweile gelegt.
PAUL PIZZERA: Die Umstände haben sich geändert, aber zwischen uns eigentlich nichts.
BRIGITTE PIZZERA: Du kochst seltener für mich.
PAUL PIZZERA: Dafür diskutieren wir mehr. Wir reden mehr über die Umstände. Darüber, dass der Spagat zwischen Beruf- und Privatleben schwieriger wird. Mein Beruf bedingt extreme Hochs, aber auch extreme Tiefs. Beim Abfangen der Tiefs hilfst du mir sehr.

Ein Herz und eine Seele: Paul und Brigitte Pizzera
Ein Herz und eine Seele: Paul und Brigitte Pizzera © Simon Möstl


Haben Sie manchmal Angst um ihn?
BRIGITTE PIZZERA: Jetzt ist er bald 29, die gröbste Sorge ist vorbei. Es gibt schon Momente, in denen ich mir denke, hoffentlich schafft er es seelisch immer. Aber in Wirklichkeit habe ich so ein Grundvertrauen. Ich weiß, er lebt gerne und es ändert sich nichts, wenn ich mich zu Hause um ihn sorge.


Als Paul geboren wurde, was haben Sie ihm gewünscht?
BRIGITTE PIZZERA: Dass es ihm einmal gut geht. Und dass er so lebt, dass er möglichst viel Freude hat. Und dass er einen guten Schlaf hat – das habe ich mir auch gewünscht.


Und was wünschen Sie ihm heute?
BRIGITTE PIZZERA: Dass er mit dem Erfolg immer gut umgehen kann und dass er diese Bodenständigkeit nicht verliert, nicht abhebt. Dass er mit sich zufrieden ist und bleibt.


Erzählen Sie uns eine Muttertagsgeschichte von früher?
PAUL PIZZERA: Wir haben so viele gemeinsame Geschichten, aber eigentlich keine spezielle für den Muttertag.
BRIGITTE PIZZERA: Er hat mir schon Billets gebastelt, mich früh aufgeweckt und Blumen gepflückt. Aber gefühlt habe ich wahnsinnig oft Muttertag gehabt.


Wie werden Sie den heutigen Tag verbringen?
PAUL PIZZERA: Den Tag gar nicht, da werde ich schlafen. Aber am Abend gehen wir indisch essen.
BRIGITTE PIZZERA: Ich freue mich drauf.