Auch wenn das Programm der Sonntags-Matinée im Casineum Velden "Das war´s von mir" hieß, war´s das noch lange nicht für den in Graz geborenen und in Klagenfurt aufgewachsenen Kabarettisten Werner Schneyder. Schließlich steht an seinem 80. Geburtstag am 25. Jänner die Langfassung des Programms auch im Akademietheater in Wien auf dem Spielplan.

Zuvor erhielt er am Sonntag von Landeshauptmann Peter Kaiser das "Große Ehrenzeichen des Landes Kärnten" und von Univ.-Prof. Arno Rußegger die Einladung, eine Lehrveranstaltung an der Uni Klagenfurt zu halten. Die Geburtstags-Gala (ausgerichtet von Universitäts-Club und Kleine Zeitung) bot einen amüsant-berührenden Querschnitt durch Schneyders scharfzüngige Zeit-Kommentare, die das Publikum im vollbesetzten Saal schließlich zu standing ovations und den jugendlichen  Jubilar zu einer Zugabe bewegten.

Ein Mann mit vielen Gesichtern

Er ist nicht nur optisch eine imposante Erscheinung: Auch seine vielseitige Virtuosität ist Ehrfurcht gebietend. Werner Schneyder ist Kabarettist, Literat, Dramatiker, Schauspieler, Regisseur und Musiker. Er ist ein spitzfindiger Poet und ein unerschöpflicher Aphoristiker.

Werner Schneyder wurde in Graz geboren und wuchs in Klagenfurt auf. In Wien promovierte er mit einer medienwissenschaftlichen Arbeit, wandte sich aber schon früh dem Theater und später dem Kabarett zu. Im ganzen deutschen Sprachraum berühmt wurde er im Duett mit dem jüngst verstorbenen Münchner Dieter Hildebrandt.

Schneyder hatte es von Anbeginn nicht leicht, der zu werden, der er ist. Wer es auf Schuhgröße 47 und eine Leibeshöhe von 1,97 Meter bringt, nicht maulfaul und dazu blitzgescheit ist, lebt in der Tat auf großem Fuß und könnte seinen Kopf leicht in den Wolken haben. So einer braucht nicht darum kämpfen, wahrgenommen zu werden, so einer ist immer unübersehbar und stets präsent. Also fehlte ihm schon in der Jugend das Trainingsmotiv für Selbstdarstellung und Durchschlagskraft.

Skalpellzunge

Sie waren ihm durch ein brillantes Gehirn und ein loses Mundwerk gegeben. Er ist ein grandioser Satiriker mit Skalpellzunge. Schneyders natürliches Habitat ist das verbale Hochseil, die Pointenschleuder seine Wunderwaffe.Beispiel: „Atomkraftwerke sind der intelligente Versuch, Kriege durch Massenselbstmord zu ersetzen“.
Werner Schneyder ist ein nimmermüdes Korrektiv, wie es sich jede demokratisch gesinnte Gesellschaft nur wünschen kann. Rund 850.000 Leser dieser Zeitung tun das auch, wenn er solche Diagnosen in seiner monatlichen Kolumne stellt.

Er ist nicht nur ein Mundwerker, Werner Schneyder ist auch ein grandioser Handwerker. Beispielsweise als Regisseur, der mit unendlicher Behutsamkeit und großem Respekt vor dem Text inszeniert. Einer, der das Theater nicht mit einem Selbsterfahrungsseminar verwechselt, wie es manche seiner Kollegen auf unerträgliche Art tun.Dass er dereinst auch als Kommentator von Boxkämpfen brillierte, sei der historischen Vollständigkeit halber erwähnt. Es ist ja gut zu verstehen, dass ein mit so unbändiger Kraft gesegneter Kerl hin und wieder auch die Fäuste sprechen lassen will, statt immerzu mit dem filigranen Florett zu fechten.

Standhafter Skeptiker

Werner Schneyder ist auch ein standhafter Skeptiker, genau das unterscheidet ja den Satiriker vom Humoristen. Seine Texte klopft der PC-lose Autor auf einer Olympia SM3, Baujahr 1956. Was übrigens für die Robustheit dieses Modells spricht.

Schneyder tendiert dazu, ganz Tafeln verbal zu dominieren, ganz Räume allein zu füllen. Er weiß das auch und reflektierte in einigen Buchtiteln darauf: „Ansichten eines Solisten“ hieß eines, „Gespräch unter zwei Augen“ sein jüngstes.

Ein Satiriker endet als Archivar seiner Resignation“, hat Werner Schneyder einmal gesagt. Von der Archivarbeit ist er gottlob noch weit entfernt. Und wenn er manchmal resignative Signale ausschickt, erkennt man unschwer die Koketterie dahinter. Ein wenig offensiv bezeugter Respekt und Beifall für sein Tun sind dann stets probate Heilmittel gegen die Zweifel des Meisters an sich und der Welt.

Teile des Textes erschienen in Frido Hütters Buch ,Dank an die Grille’