Schlagfertig, witzig, ein brillanter Komiker: So war Gene Wilder, Hollywoods Spaßmacher mit der wilden Lockenmähne, über Jahrzehnte hinweg bekannt. Zuletzt war es ruhig um ihn geworden. Jetzt kam die traurige Nachricht: Mit 83 Jahren ist der wortgewandte Schauspieler gestorben. Ausgerechnet an den Folgen von Alzheimer, wie seine Familie am Montag in einem sehr persönlichen Schreiben mitteilte.

Drei Jahre habe er an der Krankheit gelitten und dies der Öffentlichkeit bewusst verschwiegen, um seine Fans nicht zu bekümmern. "Er konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, dass es ein Lächeln weniger in der Welt geben würde", schreibt sein Neffe Jordan Walker-Pearlman in der Mitteilung. Er habe sich trotz Alzheimer weiter an Kunst, Musik, Westernfilmen und an seiner Familie erfreut. Wilder starb am Montag in seinem Haus in Stamford (US-Staat Connecticut).

Nun trauern Weggefährten und Stars um den Spaßmacher. Für Hollywood-Komiker Jim Carrey war er eine der "lustigsten und nettesten menschgewordenen Energien". Wilder habe eine "goldene Eintrittskarte" für den Himmel, falls es einen gibt, schrieb Carrey auf Twitter. Oscar-Preisträger Russell Crowe nannte Wilder ein "Genie". Er habe "Blazing Saddles" (deutscher Titel "Is' was, Sheriff?", 1974) mit seinen Schulfreunden sieben Mal gesehen. "Blazing Saddles"-Regisseur Mel Brooks, der Wilders Talent schon früh entdeckt hatte, würdigte seinen Freund als ein "wahrhaft großartiges Talent unserer Zeit". Er habe alle ihre gemeinsamen Filme mit seiner "Magie" gesegnet, schrieb Brooks auf Twitter.

Durch einen Zufall war der aufstrebende Theater-Schauspieler Wilder, der unter dem berühmten Lee Strasberg sein Handwerk lernte, in den 1960er-Jahren zum Film gekommen. Am Broadway stand er in Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" neben der Schauspielerin Anne Bancroft auf der Bühne. Die ging damals mit Brooks aus, der Wilder sofort für eine größere Rolle engagierte. In der Musical-Satire "Frühling für Hitler" (1968) glänzte der Filmneuling als der neurotische Buchhalter Leo Bloom, was ihm prompt eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller und eine Karriere als Komödiant bescherte. Mit Brooks schrieb er auch das Oscar-nominierte Drehbuch für "Frankenstein Junior".

Mit großen Augen und seligem Lächeln spielte Wilder in Woody Allens "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten..." einen Arzt, der sich in ein Schaf verliebt. Mit gewaltiger Fliege und lila Anzug war er der Willy Wonka in "Charlie und die Schokoladenfabrik". Gleich vier mal stand er mit dem schwarzen Komiker Richard Pryor vor der Kamera, darunter in der Actionkomödie "Die Glücksjäger" als schräges Duo, der eine blind, der andere taub.

Der 1933 im US-Staat Wisconsin als Jerome Silberman geborene Sohn russischer Einwanderer brachte mit seiner fahrigen, schusseligen Art die Welt zum Lachen. Dabei bekannte sich der Spaßmacher offen zu seiner traurigen Seite. Als "bedrückt, melancholisch und skeptisch" sah sich das amerikanische Multitalent, mit einer Rollen-Vorliebe für" traurige Männer, die lustig sind".

Der Schauspieler und Regisseur hatte schwere Schicksalsschläge erlebt. Da war der frühe Tod seiner Kollegin und dritten Ehefrau Gilda Radner, die 1989 im Alter von 43 Jahren an Eierstockkrebs starb. Frisch verheiratet hatte das Paar 1984 die Komödie "Die Frau in Rot" gedreht. Wilder führte Regie und mimte auch den liebestollen Ehemann, der einer mysteriösen Schönheit verfällt.

Ende der 1990er Jahre erkrankte er selbst an Lymphdrüsenkrebs, konnte die Krankheit aber mit Chemo- und Stammzellentherapie in den Griff bekommen. Da hatte er sich schon längst aus Hollywood in den Ostküstenstaat Connecticut zurückgezogen, wo er zuletzt mit seiner vierten Ehefrau lebte.

Szene aus "Die französische Revolution fand nicht statt"