Der französische Autor Michel Butor, der letzte große Vertreter des Nouveau Roman, ist am Mittwoch mit 89 Jahren verstorben. Butor gilt neben Alain Robbe-Grillet, Nathalie Sarraute und Claude Simon als einer der Väter dieser Bewegung der 1950er-Jahre, die entgegen herkömmlicher Roman-Muster weitgehend auf den klassischen Erzähler verzichtete und die Handlung in den Hintergrund stellte.

Butor wurde am 14. September 1927 im nordfranzösischen Mons-en-Baroeul bei Lille als Sohn eines Eisenbahners geboren. Nach dem Philosophiestudium in Paris unterrichtete er an Schulen in Ägypten, Manchester und Saloniki Französisch sowie an den Universitäten Nizza und Genf Literatur, zwischenzeitlich war er Lektor beim Verlag Gallimard.

Seine literarische Karriere begann Butor Ende der 50er Jahre mit vier Romanen. Nach "Passage de Milan" und "Zeitplan" kam 1957 der internationale Durchbruch mit "Paris-Rom oder Die Modifikation". Er verfasste unter anderem fünf Bände mit Essays zur modernen Literatur, eine dreibändige philosophische Analyse der historischen Monumente im Mittelmeerraum, Aufsätze zur Malerei und zur Musik. Literatur war für Butor generell ein Experimentierfeld. Er war Autor von Hörspielen und Reiseberichten, Literaturkritiker und hat über Jahrzehnte mit Dutzenden zeitgenössischen Künstlern zusammengearbeitet, deren Werke er kommentiert und mit Gedichten "illustriert" hat.

2013 wurde Butor für sein Lebenswerk mit dem großen Literaturpreis der Academie francaise ausgezeichnet. Frankreichs Staatschef Francois Hollande würdigte Butor am Mittwochabend als "großen Erforscher der Literatur". "Er hat nie aufgehört, mit verschiedenen Schreibformen zu experimentieren."