Die Taskforce zur Aufklärung des Münchner Kunstfunds von Cornelius Gurlitt hat bisher fünf Werke als NS-Raubkunst identifiziert. Ein Überblick:

1. Max Liebermanns Ölgemälde "Zwei Reiter am Strand" (1901), einst im Besitz des jüdischen Kaufmanns David Friedmann, wurde den Erkenntnissen zufolge "mit höchster Wahrscheinlichkeit" von den Nazis beschlagnahmt und später von Gurlitts Vater Hildebrand gekauft. Im Mai 2015 erhielten die Erben um den New Yorker Anwalt David Toren das Gemälde zurück. Am 24. Juni wurde es für umgerechnet 2,6 Millionen Euro bei Sotheby's in London versteigert.

2. Die "Sitzende Frau" (1921) von Henri Matisse, das "Gesicht" der Sammlung Gurlitt, war dem jüdischen Kunstsammler Paul Rosenberg laut Taskforce in Paris von den Nationalsozialisten geraubt worden. Es kam in den Besitz von Hermann Göring, bevor es später über Umwege in die Sammlung Gurlitt gelangte. Die beiden Rosenberg-Erbinnen erhielten das Gemälde am 15. Mai 2015 zurück.

3. Die Zeichnung "Das Klavierspiel" (um 1840) von Carl Spitzweg wurde dem Leipziger Geheimrat Henri Hinrichsen von den Nazis aufgrund einer sogenannten Sicherheitsanordnung 1939 weggenommen und in das Museum für Bildende Künste in Leipzig gebracht. Hildebrand Gurlitt erwarb sie dort ein Jahr später für 300 Reichsmark, ohne dass Hinrichsen Zugriff auf das Geld bekam. Die Zeichnung ist noch nicht an die Erben zurückerstattet.

4. Camille Pissarros Ölgemälde "La Seine vue du Pont-Neuf, au fond le Louvre" (1902) gehörte einem von den Nazis verfolgten jüdischen Kunstsammler. 1942 wurde es in Paris beschlagnahmt und galt nach einer Tauschaktion seit 1945 als verschollen, bis es in der Sammlung Gurlitt wieder auftauchte. Mit der einzigen Tochter des ehemaligen Besitzers laufen Rückgabegespräche.

5. Die Bleistiftzeichnung "Inneres einer Gotischen Kirche" (1874) von Adolph von Menzel hatte Hildebrand Gurlitt den Erkenntnissen zufolge Ende 1938 weit unter Wert von den Erben des früheren Hamburger Sammlers Albert Martin Wolffson (1874-1913) gekauft. Offensichtlich brauchte die verfolgte Familie das Geld, um ihre Flucht in die USA zu finanzieren. Bisher hat sich kein Erbe Anspruch auf die Zeichnung erhoben.