Frau Präsidentin, die erste Frage, die man Ihnen üblicherweise stellt, lautet: Wie geht's den Salzburger Festspielen finanziell?

HELGA RABL-STADLER: Das ist auch richtig, mich das zu fragen, denn ich bin ja die kaufmännisch Hauptverantwortliche. Diesmal beantworte ich diese Frage besonders gerne, denn wir hatten heuer einen Rekord-Kartenverkauf von 28,6 Millionen Euro. Das ist mehr als im Mozartjahr.

 Konnte man von diesen Rekordeinnahmen etwas zur Seite legen?

RABL-STADLER: Wir werden uns etwas für 2017 zur Seite legen. Wir werden erstmals wieder eine Reserve aufbauen. Die brauchen wir besonders. Erstens, weil die Hubpodien im Großen Festspielhaus aus dem Jahr 1960 sind und wir um 1,5 Mio. im September neue bauen müssen. Und zweitens gibt Sven-Eric Bechtolf völlig uneigennützig Geld mit mir weiter für den Beginn der Intendanz Markus Hinterhäuser. Er wird 2017 zu Recht nur Neuinszenierungen machen, denn er muss und will seine Handschrift zeigen. Da fehlt uns leider noch sehr viel Geld, nämlich fast drei Millionen. Einen Teil davon haben wir durch das gute Abschneiden 2015 erwirtschaftet, und ich hoffe, dass uns da auch 2016 etwas gelingt.

Sie haben vom Bund eine Erhöhung der Abgangsdeckung um eine Million bekommen, haben aber auch darauf gehofft, dass es als Anschubfinanzierung der Intendanz Hinterhäuser noch etwas Extrageld vom Bund gibt.

RABL-STADLER: Wir haben versprochen bekommen, dass diese Erhöhung auch für 2016/2017 bleibt, aber man hat uns deutlich gesagt, dass es keine Zusatzfinanzierung für die neue Intendanz gibt, obwohl wie sie dringend bräuchten.

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer für Kultureinrichtungen wurde etwas nach hinten verschoben. Die trifft die Festspiele 2016 noch nicht, oder?

RABL-STADLER: Nein. Aber wir sind auf einem Weg in die Gemeinnützigkeit. Wir hatten um diesen Status bisher nie angesucht, obwohl wir selbstverständlich immer gemeinnützig waren und nie einen Gewinn gemacht haben. Gemeinnützige Institutionen haben aber keine Erhöhung der Mehrwertsteuer zu befürchten. Gemeinnützig sind etwa schon bisher die Bregenzer Festspiele, das Theater in der Josefstadt und das Burgtheater. Das heißt, die werden alle bei den 10 Prozent bleiben - und wir auch.

In den vergangenen Wochen ist Salzburg extrem unter den Eindruck der Flüchtlingskrise geraten. Wie geht es Ihnen mit der momentanen Situation - und haben Sie mit dem künstlerischen Leiter beraten, ob die Festspiele darauf reagieren können oder sollen?

RABL-STADLER: Als Salzburgerin bekomme ich sehr hautnah mit, wie diese kleine heile Welt in Salzburg konfrontiert ist mit den großen Verwerfungen der Welt. Ich bin nur fest davon überzeugt: Kein Flüchtling hat etwas davon, wenn die Salzburger Festspiele weniger spielen, oder sagen, angesichts dieses Unglücks sei es etwa unpassend, Komödie zu spielen. Im Gegenteil: Die Salzburger Festspiele, waren ja immer nicht nur künstlerischer, sondern auch ökonomischer Motor der Region. Dieser soll jetzt nicht zu stottern beginnen. Wir haben letztes Jahr wieder 100.000 Euro aus den Generalproben geben können, und wir haben - noch bevor sich das so zugespitzt hat - damals bewusst gesagt: 50.000 für Flüchtlingsprojekte, 50.000 für Salzburger Projekte. Es ist wichtig, dass sich die vielen benachteiligten Menschen, ob ausländisch oder inländisch, gleich wahrgenommen fühlen. Und ich bin mit Institutionen in engem Kontakt darüber, welche Projekte wir nächstes Jahr unterstützen.

Ihr Vertrag läuft derzeit überlappend mit dem Beginn der Intendanz Hinterhäuser bis 2017. Nicht wenige halten eine weitere Verlängerung für die beste Idee. Wie denken Sie darüber?

RABL-STADLER: Mir ist es schon peinlich, dazu etwas zu sagen, weil ich mich ja schon zweimal umstimmen lassen habe. Ich fände es richtig für mich, wenn ich 2017 nach der ersten Saison Hinterhäuser gehe. Es freut mich natürlich, wenn ich so ein positives Echo habe und Menschen meinen, ich solle beim 100-Jahr-Jubiläum der Festspiele 2020 noch dabei sein. Aber ich könnte das ja auch in der ersten Reihe fußfrei... Ich bin nicht beleidigt, wenn man jemanden anderen findet, und ich bin sehr glücklich, dass ich noch das erste Jahr mit Markus machen kann.

Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA