Das Ganze entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Im Endspurt eines Wahlkampfs, der mangels Alternativen keiner war, wird Alexander Wrabetz doch noch in die Defensive gedrängt - von seinem eigenen Helferlein Niko Pelinka, Leiter des SPÖ-"Freundeskreises" im ORF-Stiftungsrat. Den zitiert das Magazin "Fleisch" (wie berichtet) nun mit der Aussage, er habe Wrabetz am Telefon jüngst Tipps für die Gästeliste der Talksendung "Im Zentrum" erteilt. Nachsatz: "Wir telefonieren ziemlich häufig."

Der nassforsche Satz wurde dankbar aufgenommen: "Wenn das so stimmt", so Franz Medwenitsch, Chef der VP-"Freunde" im Stiftungsrat, "ist Wrabetz für mich definitiv nicht mehr wählbar." Für den ORF-Redakteursrat ist Pelinkas Aussage "realitätsferne Wichtigtuerei" und "unternehmensschädigend", denn "für die Zusammenstellung einer Diskussionsrunde brauchen ORF-Journalisten zweifellos keine Tipps von außen. Etwaige Zurufe werden von der Redaktion ignoriert", demonstrierten die Redakteursvertreter Selbstbewusstsein.

"Regierungsabhängigkeit"

Am Wochenende ist die Front der VP-Stiftungsräte gegen Wrabetz allerdings wohl endgültig zerbröckelt. Die Ländervertreter von Nieder- & Oberösterreich, Vorarlberg und Tirol wollen sich nebst SP- und unabhängigen Stiftungsräten auf Wrabetz' Seite schlagen. Detto die beiden FP-Stiftungsräte. Denn: Wer mitwählt, hat bei den Postenbesetzungen auf der zweiten Ebene eventuell ein Wort mitzureden. "Parteibuchwirtschaft und Regierungsabhängigkeit" sieht der Grünen-Nationalrat Peter Pilz in solchem Verhalten. Sein Problem: Auch der grüne Stiftungsrat Wilfried Embacher wird für Wrabetz stimmen, der so bis zu 30 Stimmen bekommen könnte.

Folgerichtig konzentriert sich alle Spekulation bereits auf die Wahl der Geschäftsführung am 15. September. Karl Amon (Radio) und Richard Grasl (Finanzen) gelten als fix, TV-Direktorin soll eine große Unbekannte aus Deutschland werden. Dem Vernehmen nach wird Thomas Prantner Vizedirektor für "Technik, Online und Neue Medien".