WIEN. Von den harten, kurz abgerissenen Einleitungs-Akkorden der Ouvertüre über die aufgepeitschte Dramatik des Accompagnatos, das Donna Annas Entsetzen schildert, in Don Giovanni den Mörder ihres Vaters erkennen zu müssen, bis zum unerbittlich tosenden Einbruch des Überirdischen beim Auftritt des toten Komturs spannt Nikolaus Harnoncourt einen gewaltigen Bogen. Im Theater an der Wien stellt er mit dem Concentus Musicus, der mit ruppigem Pathos und schroffen Akzenten aufwartet, klar, dass es in Mozarts "Don Giovanni" vor allem um den Tod geht.

Enorme Spannung gewinnt das "szenische Konzert" durch die schlüssige Tempodramaturgie, der das sechs Mal auftauchende Andante alla breve der Ouvertüre als durchgehende Achse zugrunde liegt. Sie führt zu ungewohnten Zeitmaßen, denn wenn Mozart für zwei aufeinanderfolgende Arien ein Allegro im 4/4-Takt vorschreibt, behält Harnoncourt das Tempo bei - und nimmt deshalb Leporellos "Registerarie" wesentlich langsamer als seine Kollegen.

Harnoncourts Bestreben, Mozarts Intentionen möglichst genau umzusetzen, führt in seiner fünften "Don Giovanni"-Produktion auch auf der Bühne zu überraschenden Resultaten. Wie bei der Uraufführung tritt ein Sänger als Komtur und Masetto auf: Mit mächtigem Bass wertet Mika Kares den Bauern zum ernsthaften Gegenspieler Don Giovannis auf, den André Schuen mit großer stimmlicher Agilität facettenreich porträtiert. Mit ihrem vibratoarm geführten, schlanken Sopran gestaltet Christine Schäfer eine zarte, verhaltene Donna Anna, während Maite Beaumont als Donna Elvira ihren Emotionen freien Lauf lässt. Mari Eriksmoen bezaubert mit quellfrischen Tönen als Zerlina, Mauro Peter gefällt als kultivierter Ottavio und Ruben Drole als schlitzohrig polternder Leporello. ERNST NAREDI-RAINER

"Don Giovanni" von Wolfgang Amadeus Mozart im Theater an der Wien: 19. März, 19 bis 22.45 Uhr. Karten: Tel. (01) 58 8 85. www.theater-wien.at

Im TV: 23. März, 20.15 Uhr, ORF III.

Im Radio: 5. April, 19.30 Uhr, Ö 1.