G ewisse Dinge ändern sich nie. Im ebenso idyllischen wie musikgeschichtsträchtigen Hinterhof des saloppen Gasthauses Falb in Nickelsdorf, Jahr für Jahr Austragungsort der "Konfrontationen", trägt so manches Standhafte zum Charme des international hoch angesehenen Festivals bei: vom handgemalten Transparent über dem Eingang, einer Reminiszenz an die verwichene Avantgarde, über das Reservierungsritual rund um die nimmermüden Kinosessel bis hin zum englischen Ausnahmepianisten Keith Tippett, der nach über dreißig Jahren noch immer wie James Onedin aussieht (aber auf der Höhe der Zeit spielt).

Inhaltlich hat man sich allerdings schon ein paar Mal überrundet.

Schmerzfreier Übergang

Mit unterschiedlich erfolgreichen Versuchen, sich innovativen Strömungen zu öffnen, schaffte Nickelsdorf nahezu schmerzfrei den Übergang vom Bayreuth der Free-Jazz-Gemeinde zu einer durchlässigen Enklave der improvisierten Musik.

Mit einem Programm, das wieder beständigere Projekte und fassbare Strukturen, einen Hauch von Jazz-Idiomatik und ein gerüttelt Maß an Groove berücksichtigte, ist der 33. Auflage der "Konfrontationen" eine fast durchwegs spannende Ausgabe gelungen. Sieht man einmal von dem elektronisch anachronistisch durchwehten Damentrio um die Alt-Saxofonistin Christine Abdelnour ab, gab es innerhalb der vier Tage auf drei Schauplätzen praktisch keine Durchhänger. Bleiben immer noch zwanzig lebendige Konzerte zwischen minimalistischer Andacht und ausgeflippter Punkjazz-Tollerei.

Aufregende Momente

Für einige der aufregendsten Momente sorgten vor allem die Frauen. Allen voran die in allen Lagen sattelfeste Sängerin Julie Tippett, die im Trio mit ihrem Mann Keith (siehe Onedin) und Willi Kellers (drums) wohl den Meistertitel in Sachen abgeklärter Improvisationsmusik holte. Da war kein Ton zu viel.

Am anderen Ende der Gangart sorgte die mit Spannung erwartete schwedische Hip-Hop- und Soul-Röhre Neneh Cherry mit dem skandinavischen Trio "The Thing" für erfrischende Momente zwischen kerzengeradem Powerjazz und energischer Polyrhythmik.

Wie ein Umspannwerk zwischen sonorer kammermusikalischer Intimität und schroffer Interaktion in einem dynamischen Quartett mit dem eloquenten italienischen Pianisten Alberto Braida lenkte die famose US-Cellistin Frances-Marie Uitti den musikalischen Prozess.

Auch die österreichische Altsaxofonistin Tanja Feichtmair machte in einem inspirierten Quartett und im engen Wechselspiel mit dem deutschen Holzbläser Frank Gratkowski einmal mehr auf sich aufmerksam.

Konzertante Höhepunkte lieferten außerdem die hypnotisierenden "The Necks", die heitere Familie Bauer als "Bauer 4" oder der deutsche Pianist Georg Gräwe im Trio mit dem mit allen technischen Wassern und Disziplinen gewaschenen englischen Sax-Virtuosen John Butcher.