Dunkle Melancholie verströmte das bisweilen noch durch einen Consort-Bass verstärkte Gambenquintett in der Helmut-List-Halle. Mit sattem, sonorem Klang und in aller Ruhe weit ausgesponnenen Phrasierungen beschworen Jordi Savall und seine Mitstreiter aus dem Ensemble "Hespèrion XXI", darunter der Österreicher Lorenz Duftschmid, mit englischer Consort-Musik aus der Zeit der Tudors das "Golden Age" herauf.

Ausschnitte aus dem "Liederbuch Heinrichs VIII" zeigten am Beginn, dass der berüchtigte Blaubart das Musikleben an seinem Hof auch mit eigenen Kompositionen bereichert hatte. Der zweite Teil des Programms galt unter dem von Anthony Holborne entliehenen Titel "The Teares of the Muses" der Musik aus der langen Regierungszeit von Elizabeth I. (1558 bis 1603).

Effektvoll ließ Savall vokale und instrumentale Stücke aufeinanderfolgen, die Tränen von John Dowlands "Lachrimae"-Satz durch beschwingte Galliarden trocknen. Wunderbar homogen sangen die fünf Vokalisten, von denen die Sopranistin Ingeborg Dalheim und der Countertenor Alex Potter die dankbarsten solistischen Aufgaben zu erfüllen hatten. Die Instrumentalisten schwelgten in schwarzer Melancholie, spielten ihre Virtuosität bei federnden Tanzrhythmen aus und faszinierten durch den klanglichen Abwechslungsreichtum, den sie durch abgestufte Besetzungsvarianten ebenso erzielten wie durch den Einsatz von Glocken als Melodieinstrument in John Lloyds "Puzzle-canon I".

Ausblick

Nach diesem hochklassigen Finale konnte Intendant Mathis Huber getrost Bilanz ziehen (siehe rechts). Er verbucht die neu eingeführten "Soaps" als Erfolg ("unser neues Kind hat sich als lebensfähig erwiesen"), den er fortführen wird, freut sich über das geglückte Debüt von "recreation Barock" und kündigt für die von 21. Juni bis 21. Juli dauernde "styriarte" 2013 sechs halbszenische Opernaufführungen (den Titel hält er noch geheim) unter Nikolaus Harnoncourt an, der außerdem je zwei Konzerte in Graz und Stainz dirigieren wird.