Wie gelingt die Selbstorganisation an der Universität?
THOMAS NEFF: Die Selbstorganisation beim Bachelorstudium an der TU war nicht so schwierig, wie man es sich vorstellt. Der Studienplan ist ohnehin streng vorgegeben. Das Zeitmanagement ist anspruchsvoll, aber der Mindeststudienplan steht fest, man hat klare Vorgaben.
JOHANNA LIPITZ: Man sollte es in sechs Semestern schaffen, was bei meinen Studienkollegen und Freunden zu 80 Prozent nicht der Fall war, weil es einfach intensiv ist. Es gibt viele Fächer – rund zehn – in einem Semester. Ein, zwei bleiben dann oft auf der Strecke. Und wenn man Altprüfungen hat, fängt die Organisation an.

Erstellt man im Vorfeld am besten einen Stundenplan oder wie organisieren Sie sich?
LIPITZ: Bei mir schaut jeder Tag anders aus, das würde nicht gehen. Man muss für sich selbst entscheiden, ob die Vorlesung für einen nützlich ist oder nicht. Oft ist es aber wirklich interessant, und man hat wenig Chancen, wenn man nicht hingeht, die Prüfung zu schaffen.

Warum haben Sie sich für die FH entschieden?
CARINA HERZOG: Ich habe vorher eine Lehre gemacht und vier Jahre gearbeitet, aber schon während der Lehre die Berufsreifeprüfung dazugemacht. Ich habe anfangs überlegt, ob Uni oder Fachhochschule. Ausschlaggebend war, dass das Angebot an dieser FH so breit gefächert ist.

Gibt’s bei Ihnen Stundenpläne, also ähnlich wie in der Schule?
HERZOG: Es gibt Stundenpläne und 80 bis 100 Prozent Anwesenheitspflicht. Und es bringt wirklich etwas, vor Ort zu sein. Der Stundenplan gilt fürs ganze Semester und man weiß genau Bescheid.
MICHAEL SCHÜTZ: Weil ich vorher berufstätig war und fixe Termine und Zeitpläne gewohnt war, war es naheliegend, das System der FH zu wählen. Man weiß genau, wann man welche Vorlesungen oder Laborübungen hat, und kann sich alles gut einteilen. Wichtig war mir auch die fixe Studiendauer.

Viele Studierende arbeiten nebenbei, ist das Studium überhaupt in Mindestzeit zu schaffen?
NEFF: Es kann sich ausgehen – ich arbeite seit dem dritten Semester nebenbei als Studienassistent zwischen acht und zehn Stunden pro Woche. Aber von Kollegen habe ich gehört, dass die Prüfungsergebnisse teilweise schon darunter leiden. Da muss man einen Kompromiss schließen. Manche nützen die Toleranzsemester, in denen man noch keine Studiengebühr zahlen muss, um nebenbei zu arbeiten, weil sich das im Lebenslauf gut macht.
LIPITZ: Ich arbeite nebenbei, seit ich 16 bin, in der Gastronomie – und mache Praktika in den Sommermonaten. Es geht sich meiner Meinung nach nicht in Mindestzeit aus. Wenn ich 15 oder 20 Stunden pro Woche arbeiten müsste, wäre ich noch nicht so weit. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo man mit einer Freundin einen Kaffee trinken will und nicht noch mehr lernen kann. Und die Studienzeit ist eine der schönsten Zeiten im Leben – das muss man ja nicht unbedingt auslassen.

Es kommt immer wieder der Vorwurf, dass die Unis wenig praxisorientiert sind – was haben Sie für einen Eindruck?
NEFF: Im Bachelorstudium hatten wir theoretische, aber auch praxisorientierte Grundlagen. Natürlich hat die Uni ein Interesse daran, Leute auf die Forschung vorzubereiten. Fundierte Grundlagen sind also schon wichtig. Im Master wird dann viel mehr in Praxisprojekte hineingearbeitet, man kann sich spezialisieren und arbeitet teilweise mit Firmen zusammen. Es ist also gar nicht praxisfern.
LIPITZ: Nach meinem ersten Studienjahr hatte ich den Eindruck, noch nichts wirklich Anwendbares gelernt zu haben. Mathematik, Physik, Darstellende Geometrie – der Bachelor ist wirklich knackig. Aber da muss man durch, wenn man diese Basis nicht hat, schafft man sein Studium nicht. Nach dem ersten Jahr sieht man schon klarer und später hat man dann die Auswahl, man kann sich spezialisieren, das ist auch immer praxisorientiert, viele Exkursionen – ein gewaltiger Unterschied zum Bachelor.

Muss man sich als Technikstudent aktiv um einen Job bemühen oder kommen die Firmen schon auf Sie zu?
SCHÜTZ: Ich habe mir extrem leichtgetan, Berufspraktika zu finden. Wir haben Firmenführungen gehabt und sind dabei auch aktiv angesprochen worden – für die Zeit nach dem Bachelor. Nachdem ich nun Bewerbungen ausgeschickt hatte, habe ich in kürzester Zeit Rückmeldungen bekommen und bin überall eingeladen worden. Bei den vier Gesprächen, die ich gehabt habe, ist mir überall ein Job angeboten worden. Man nimmt sich dann das heraus, was für einen am interessantesten ist.