Die Antwort ist fast immer die gleiche: „Laufend“ werden Lehrlinge in technischen Berufen gesucht – so auch bei der Ennstal Milch und der Kelag AG. Rund 130 Lehrlinge in acht Berufen – vom Betriebslogistiker bis zur bautechnischen Zeichnerin – werden derzeit bei dem Kärntner Stromanbieter ausgebildet. Rund 13 in vier Berufen sind es bei der Ennstal Milch, die ihre Lehrlingsausbildung 2017 auf eine neue Stufe stellen will.

Die Kleine Zeitung bat zwei junge Technikerinnen um ein Gespräch über ihre Berufswahl, den Arbeitsalltag, Herausforderungen und Zukunftspläne.

Sie haben einen technischen Lehrberuf gewählt – Milchtechnologin und Elektrotechnikerin – wie kamen Sie auf Ihre Berufswahl?

ANDREA WINKLER: Ich komme von einem Bauernhof und mein Vater hat mich auf die Idee gebracht. Nach dem Abschluss einer landwirtschaftlichen Schule hatte ich dann eine verkürzte Lehrzeit.

ANNA DOHR: Ich bin ein Jahr in die HTL gegangen, das war nichts für mich. Ich arbeite sehr gern draußen und bin jedes Mal froh, dass ich wieder rausdarf.

Andrea Winkler ist Milchtechnologin bei der Ennstal Milch
Andrea Winkler ist Milchtechnologin bei der Ennstal Milch © (c) KANIZAJ Marija-M. | 2016

Was ist denn die Voraussetzung für Ihren Beruf?

WINKLER: Es ist technisches Wissen erforderlich, das heißt, schlecht in Mathematik sollte man nicht sein, aber ich habe mir in den Naturwissenschaften schon immer leichtgetan. Mikrobiologie und Chemie sind auch wichtig. Man muss die Prozesse im Hintergrund verstehen. Und natürlich gilt es, manchmal auch 25 Kilo schwere Zuckersäcke zu heben, aber das war mir immer lieber, als im Büro zu sitzen. Das Interesse für den Beruf ist natürlich auch wichtig – in der Berufsschule schauen sie sehr genau darauf. Dort legen sie wirklich Wert darauf, dass man alles versteht.

Was interessiert Sie denn am meisten in Ihrem Job?

DOHR: Stationenbau und Kabel. Die neuen Stationen sind schon alle ferngeschaltet, das ist echt interessant. Grundsätzlich kümmern wir uns darum, dass die Stromversorgung aufrechterhalten bleibt, dass die Masten gewartet werden. Wenn Teile kaputt werden, tauschen wir sie aus. Ich klettere auch auf Masten – bei der Aufnahmeprüfung wurde überprüft, ob wir schwindelfrei sind.

WINKLER: Seit einem Jahr bin ich in der Produktentwicklung, das heißt, der Kunde wendet sich an den Betrieb und wir schauen, ob ein Produkt machbar ist. Getüftelt wird anfangs mit kleinen Mengen.

Haben Sie im Laufe Ihrer Lehrzeit jemals zu spüren bekommen, dass Ihre Berufe männerdominiert sind?

DOHR: Ich bin das einzige Mädchen in der Betriebsstelle unter 25 Arbeitskollegen – wir sind schon wie eine kleine Familie geworden. Jeder versteht sich mit jedem und manchmal sind meine Kollegen fast überfürsorglich.

Anna Dohr lässt sich in der Kelag AG zur Elektrotechnikerin ausbilden
Anna Dohr lässt sich in der Kelag AG zur Elektrotechnikerin ausbilden © (c) KANIZAJ Marija-M. | 2016

WINKLER: Als ich in die Firma gekommen bin, war ich das erste Mädl in der Lehre. Und es gab immer einen netten Helfer, der mir zur Seite gestanden ist. Und der Meister hat mir sehr geholfen – wenn ich fünfmal nachgefragt habe, hat er es mir beim fünften Mal noch einmal erklärt. Es ist eine große Herausforderung – plötzlich alleine für 30.000 Liter Milch verantwortlich zu sein.

Gab’s einmal eine Situation in der Lehrzeit, von der Sie gedacht haben, jetzt ist Schluss, ich schmeiß' alles hin?

WINKLER: Hinschmeißen nicht unbedingt, aber ich hatte bei meiner ersten Nachtschicht Pech. Ich war allein und der Strom ist ausgefallen – die Mechatroniker und Elektriker sind hin und her gelaufen. Ich habe dann um drei Uhr früh jemanden angerufen, der sogar reingekommen ist und mir geholfen hat.

Wie viel Handarbeit steckt hinter der Milchtechnologie?

WINKLER: In der Ausbildung durchläuft man alle Stationen – auch die Käserei. Und da ist viel Handarbeit dahinter. Dann wechselt man nach dem ersten Lehrjahr in die Molkerei, da ist viel EDV-gesteuert und es steckt eine Menge Prozesstechnik dahinter.

Was planen Sie denn für Ihre Zukunft?

DOHR: Ich hoffe, dass die Firma mich nach dem Lehrabschluss behält und ich würde gern draußen arbeiten, nicht im Büro.

WINKLER: Ich fühle mich wohl, wo ich bin. Wir haben schon mehr als 600 unterschiedliche Produkte – einige neue werde ich mitentwickeln.